Die EZB hat am Donnerstag beschlossen, die Zinsen unverändert zu belassen.
Auf der anschliessenden Pressekonferenz hat EZB-Präsident Mario Draghi auf die Frage, warum die
EZB im Angesicht der niedrigen Inflation und des möglicherweise
Deflationsdrucks nichts unternimmt, geantwortet, dass er keine Deflationsgefahr
in der Eurozone sehe, sondern einfach eine Zeit der niedrigen Inflation von
einem längeren Zeitraum.
Technisch hat Draghi Recht. Die Inflation ist niedrig. Und
die Inflationserwartungen deutet nicht auf die Richtung einer unmittelbar
bevorstehenden Deflation hin. Warum aber Niedriginflation in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft mit SchuldenÜberhang
(debt overhang) gefährlich ist, wurde
in diesem Blog hier erklärt.
Abgesehen davon hat Draghi aber nicht gesagt, wie niedrig
die Inflation sein muss, bevor die EZB einschreitet, um die Geldpolitik weiter
zu lockern? Die EZB zielt beim Streben nach Preisstabilität darauf ab, mittelfristig eine Preissteigerungsrate
von nahe 2% beizubehalten.
Da die Inflationsrate in der Eurozone seit geraumer Zeit um
0,8% schwankt, ist es unbestritten, dass die EZB die Preisstabilität verfehlt. M.a.W.
wird das Inflationsziel deutlich unterboten. Zumal auch die Wachstumsrate der Geldmenge
M3 unter dem Zielwert verläuft.
Die EZB veröffentlicht gern die Daten dazu. Aber sie
ignoriert sie selbst, bemerkt Antonio
Fatas in einem lesenswerten Blogeintrag.
EZB und EONIA, Graph: Morgan Stanley
Draghi rechtfertigt seinen Standpunkt (inaction), warum die EZB nichts Weiteres unternimmt, mit zwei
Argumenten:
(1) Die Aufwärts- und Abwärtsrisiken für die Aussichten der
Preisstabilität bleiben weiterhin begrenzt.
Wie können aber die Risiken in einer sich in einer Liquiditätsfalle
befindenden Wirtschaft als ausgewogen betrachtet werden? Auch Japan hat bis vor
ein paar Jahren die Risiken in einer schwer angeschlagenen und v.a. von
Deflation geplagten Wirtschaft als ausgewogen wahrgenommen.
(2) Das zweite Argument von Draghi ist, dass die wirtschaftliche Situation heute sehr komplex sei, und die
EZB weitere Daten abwarten müsse, zumindest bis März, Das ist aber, wie Fatas darlegt, verwirrend. Und es bleibt unklar,
wie Unsicherheit zur Untätigkeit führen kann.
Fazit: Die EZB scheint noch immer unter dem Kater der
Bundesbank-Doktrin zu leiden, dass die Inflation nie niedrig genug sein kann.
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