Samstag, 8. Februar 2014

Wie die EZB um die zu niedrige Inflation Winkelzüge macht

Die EZB hat am Donnerstag beschlossen, die Zinsen unverändert zu belassen.

Auf der anschliessenden Pressekonferenz hat EZB-Präsident Mario Draghi auf die Frage, warum die EZB im Angesicht der niedrigen Inflation und des möglicherweise Deflationsdrucks nichts unternimmt, geantwortet, dass er keine Deflationsgefahr in der Eurozone sehe, sondern einfach eine Zeit der niedrigen Inflation von einem längeren Zeitraum.

Technisch hat Draghi Recht. Die Inflation ist niedrig. Und die Inflationserwartungen deutet nicht auf die Richtung einer unmittelbar bevorstehenden Deflation hin. Warum aber Niedriginflation in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft mit SchuldenÜberhang (debt overhang) gefährlich ist, wurde in diesem Blog hier erklärt.

Abgesehen davon hat Draghi aber nicht gesagt, wie niedrig die Inflation sein muss, bevor die EZB einschreitet, um die Geldpolitik weiter zu lockern? Die EZB zielt beim Streben nach Preisstabilität darauf ab, mittelfristig eine Preissteigerungsrate von nahe 2% beizubehalten.

Da die Inflationsrate in der Eurozone seit geraumer Zeit um 0,8% schwankt, ist es unbestritten, dass die EZB die Preisstabilität verfehlt. M.a.W. wird das Inflationsziel deutlich unterboten. Zumal auch die Wachstumsrate der Geldmenge M3 unter dem Zielwert verläuft.

Die EZB veröffentlicht gern die Daten dazu. Aber sie ignoriert sie selbst, bemerkt Antonio Fatas in einem lesenswerten Blogeintrag.



EZB und EONIA, Graph: Morgan Stanley

Draghi rechtfertigt seinen Standpunkt (inaction), warum die EZB nichts Weiteres unternimmt, mit zwei Argumenten:

(1) Die Aufwärts- und Abwärtsrisiken für die Aussichten der Preisstabilität bleiben weiterhin begrenzt.

Wie können aber die Risiken in einer sich in einer Liquiditätsfalle befindenden Wirtschaft als ausgewogen betrachtet werden? Auch Japan hat bis vor ein paar Jahren die Risiken in einer schwer angeschlagenen und v.a. von Deflation geplagten Wirtschaft als ausgewogen wahrgenommen.

(2) Das zweite Argument von Draghi ist, dass die wirtschaftliche Situation heute sehr komplex sei, und die EZB weitere Daten abwarten müsse, zumindest bis März, Das ist aber, wie Fatas darlegt, verwirrend. Und es bleibt unklar, wie Unsicherheit zur Untätigkeit führen kann.

Fazit: Die EZB scheint noch immer unter dem Kater der Bundesbank-Doktrin zu leiden, dass die Inflation nie niedrig genug sein kann.


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