Montag, 24. Februar 2014

Kern-Inflation und Kern-Kern-Inflation à la Japan

Die Inflation wird durch Preisänderungen von Gütern in einem bestimmten Warenkorb abgebildet. Zur Messung der Inflation (headline inflation) wird i.d.R. der Verbraucherpreisindex (CPI) herangezogen.

Ein zusätzliches Konzept ist die sog. Kerninflation (core inflation). Die Kerninflationsrate schliesst die Preise für Lebensmittel und Energie aus der Berechnung von CPI aus, weil sie stärker schwanken als die anderen Preise.

Zum Konzept der Kerninflation gibt es im Übrigen weitere ergänzende Messwerte wie der getrimmte Mittelwert (trimmed mean CPI) und Median Konsumenten-Preisindex (median CPI).

Bemerkenswert ist, dass Japan die Kerninflation-Messung à la USA Kern-Kern-Inflation (core-core inflation) nennt, wo die heftig schwankenden Preise für Nahrungsmittel und Energie nicht mit berücksichtigt werden. Oben darauf haben die Japaner aber auch eine Messung Kerninflation, in welcher die Preise von Nahrungsmitteln ausgelassen, aber die von Energie berücksichtigt werden.

Das stiftet natürlich Verwirrung, wenn in den Medien die japanische Messung von Kern-Inflation mit der im Westen üblichen Messung von Kern-Inflation gleichgesetzt wird.

Warum ist das alles wichtig? Die ganze Geschichte hat mit Abenomics zu tun? Die Geldpolitik à la Abenomics scheint einen soliden Erfolg auszuweisen, wie die aktuellen Daten nahelegen:

Die japanische Inflation klettert in Richtung 2%. Das ist ein Zeichen, das darauf hindeutet, dass die Bank of Japan (BoJ) mit dem „glaubwürdig unverantwortlichen geldpolitischen Kurs“ das Inflationsziel demnächst erreichen könnte.
Das Problem ist aber, wie Noah Smith in seinem Blog beschreibt, dass die japanische Inflation, die die Menschen hierzulande betrachten, die Kerninflation ist, nicht die Kern-Kern-Inflation.

Die rosigen Daten, die man sieht, erfassen auch die Energie-Preise. Und diese sind zuletzt gestiegen, wegen der Lieferbeschränkungen, die nur Japan betreffen. Gemeint sind die Einschränkungen der Kernkraft infolge von  Fukushima-Katastrophe.

Das heisst, dass die japanische Inflation, wenn man die Inflation-Messung in den USA zugrunde legt, nur 0,7% beträgt, also nicht einmal nahe am Ziel von 2% ist.

Da die Energie-Preise schwankungsanfällig sind, sollten wir sie ausser Acht lassen, wenn wir die kurzfristigen Auswirkungen der Geldpolitik analysieren wollen, wie Paul Krugman zuletzt in seinem Blog hervorgehoben hat.




PCE Inflation und PCE Kern Inflation, Graph: Prof. Paul Krugman

Fazit: Die ganze Entwicklung zeigt, dass es Abenomics trotz allem schwer fällt, nach einer langen Zeitperiode von Deflation eine höhere Inflationserwartung zu erwecken.

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