Das Congressional Budget Office (CBO) hat am Dienstag in den USA einen Bericht über die fiskal- und wirtschaftspolitischen Auswirkungen des Affordable
Care Act (US-Gesetz für Krankenversicherung) veröffentlicht.
Das Budget Office erhöht nunmehr
seine Einschätzung über die Grössenordnung dieser Effekte. Die Behörde des
Kongresses der Vereinigten Staaten ist der Auffassung, dass die Gesundheitsreform
die Anzahl der Arbeitsstunden in der Wirtschaft um 1,5% bis 2% reduzieren wird,
was (wenig hilfreich, anzumerken) einen Rückgang der Zahl der Arbeitnehmer (full-time) von etwa 2 Millionen bedeute,
schreibt Paul Krugman in seiner
Kolumne („Health, Work, Lies“) am
Freitag in NYTimes.
Warum ist das nicht hilfreich? Weil
die Politiker und all zu viele Nachrichten-Organisationen die Zahl 2 Millionen aufgreifen und völlig
fehlinterpretieren werden, argumentiert Krugman.
Zum Beispiel: Eric Cantor, Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses hat sofort per Twitter mitgeteilt, dass Millionen von hart arbeitenden Amerikaner unter Obamacare ihren Arbeitsplatz verlieren
werden und diejenigen, die ihren Job behalten, mit Lohnkürzungen und weniger
Arbeitsstunden konfrontiert werden.
Kein Wort von dieser Behauptung
stimmt, hebt Krugman hervor. Der CBO-Bericht sagt nicht, dass die Menschen ihre
Arbeitsplätze verlieren werden.
Es wird ausdrücklich erklärt, dass es zum prognostizierten
Rückgang der Arbeitsstunden kommen werde, weil Arbeitnehmer es vorziehen
dürften, weniger Arbeit anzubieten. Die Löhne werden aber nicht steigen, nur
weil das Angebot an Arbeit zurückgeht, ergänzt Krugman mit Nachdruck.
Es muss hinzugefügt werden, dass
das CBO glaubt, dass die Gesundheitsreform die Arbeitslosigkeit in den nächsten
Jahren verringern wird.
War Eric Cantor also unredlich?
Oder war er einfach ignorant, was die politischen Grundlagen betrifft? Es
spielt keine Rolle, weil selbst wenn es Ignoranz wäre, ist es eine eigenwillige
Unwissenheit, so Krugman. Man denke an die Kampagne gegen die
Gesundheitsreform: In jeder Phase wurden Argumente gegen die Versicherung der
unversicherten Menschen gefunden, die mit Wahrheit und Logik nichts zu tun
haben.
Man denke darüber nach. Es gab
nicht-vorhandene deathpanels („Todesausschüsse“), so Krugman. Es wurden falsche Behauptungen
aufgestellt, dass das Affordable Care Act zu einem starken Anstieg des
Haushaltsdefizits führen würde.
Es wurden Horrorgeschichten erzählt, dass
gewöhnliche Amerikaner vor enormen Kostensteigerungen stehen würden; Geschichten, die unter die Lupe genommen, eingestürzt sind. Nun haben wir laut
Krugman eine ziemlich harmlose technische Schätzung, die als Geschichte von
massiven wirtschaftlichen Schaden falsch ausgelegt wird.
Inzwischen ist die Realität so,
dass die amerikanische Gesundheitsreform (fehlerhaft und unvollständig) stetig
voranschreitet, hält Krugman als Fazit fest. Nein. Millionen von Amerikanern
werden ihre Jobs nicht verlieren. Aber zig Millionen Menschen bekommen die
Sicherheit, dass sie medizinische Versorgung, die sie benötigen, geniessen
werden.
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