Die wirtschaftliche Erholung geht
seit 2009 nur schleppend voran. Das hat mit Vertrauen nichts zu tun. Die
wirtschaftliche Ursache der Krise war die übermässige private Verschuldung. Und
der Privatsektor leidet heute immer noch unter einem enormen Schuldenüberhang.
Während die Ausgabenkürzungen auf
der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lasten und keine Arbeitsplätze schaffen,
verhindern die austeritätspolitischen Massnahmen die Erholung der Wirtschaft.
Was steckt dahinter? Eine dogmatisch geschürte Panik über Haushaltsdefizite.
Wahr ist, dass Haushaltsdefizite nicht
zu einem Anstieg der Zinsen führen, wenn die Wirtschaft in einer Depression
steckt. Die Ausweitung der Notenbankgeldmenge hat auch keine Hyperinflation
ausgelöst.
Vor diesem Hintergrund ist es
schockierend, zu erfahren, dass eine Mehrzahl der Fed-Mitarbeiter im Nachspiel
der Finanzkrise 2008 mit Fokus auf die Inflation eifrig Zinserhöhung gefordert
hat, wie aus den am Freitag veröffentlichten Protokollen der Fed-Sitzungen hervorgeht.
Was dabei unberücksichtigt bleibt,
ist die empirische Evidenz, dass die Rezessionen, die nach der „Great Moderation“ stattfanden, sich von Rezessionen aus den 1970er und 1980er Jahren deutlich
unterscheiden. Die Rezessionen wurden damals zumeist durch hohe Zinsen, die von
der Fed angeordnet waren, um Inflation unter Kontrolle zu halten, verursacht.
Die Rezessionen seit der „Great Moderation“ (Paul Krugman nennt sie postmodern
recessions) wurden jedoch nicht von der Fed wohlerwogen in die Wege
geleitet. Sie sind durch credit-bubbles
oder andere Auslöser geschehen.
Nun werden Forderungen nach
Strukturreformen laut, wie wenn es sich um eine universale Antwort auf alle
wirtschaftliche Probleme handeln würde. Die OECD sagt, dass ehrgeizige Strukturreformen den Weg zu einem starken und
nachhaltige Wachtum bereiten können.
Zum Hintergrund: Die OECD hat
2010 die Austerität mit Begeisterung unterstützt und deutlich höhere Zinsen
gefordert. Zu Recht hält Krugman die OECD für „einen der Bösewichte der Krise“.
Obwohl die harschen Sparmassnahmen und die unangemessene Geldpolitik Europa an
den Rand einer Depression wie in den 1930er Jahren brachten, hat sich die OECD immer
lautstark gegen eine Kursänderung gestellt.
Nun, wo der disinflationäre Trend aufgrund der restriktiven Fiskalpolitik und der
unzureichenden Geldpolitik auf eine reale Deflationsgefahr hindeutet, warnt die
OECD davor, dass die Situation in Europa nicht gut aussehe. Die Antwort sei
Strukturreform.
Das mag sich wie eine ernst gemeinte
Warnung anhören. Aber es ist intellektuell faul und feige, trifft
Krugman den Nagel auf den Kopf.
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