Kaum hat die US-Notenbank die
allmähliche Rückführung (tapering) der mengenmässigen
Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) angekündigt,
sind die sog. Schwellenländern (emerging markets)
mit sudden stop konfrontiert worden.
Wie tief die Kausalität ist,
bleibt eine offene Frage. Dennoch werden die Emerging Markets (EM) zur Zeit von
heftigen Währungsturbulenzen heimgesucht. Bis vor kurzem galten die
aufstrebenden Volkswirtschaften als dynamische Wachstumsmotoren. Heute scheinen
die Hoffnungen auf einmal völlig zersträubt.
Argentien und Venezuela
haben sich von den heterodoxen Politik-Tricks verabschiedet. Brasilien und Indien brauchen neue Wachstumsmodelle. Die Türkei und Thailand
stecken in politischen Krisen, schreibt Dani
Rodrik in einem lesenswerten Artikel („Death
by Finance“) in Project Syndicate.
Eine weitere Frage ist natürlich,
ob Chinas Wirtschaftswachstum in Form
einer weichen oder harten Landung erfolgen wird.
Es gibt laut Rodrik einige fundamentale
Lehren aus den jüngsten Ereignissen im Allgemeinen zu ziehen:
(1) Das ist eben EM-Hype. Wirtschaftswunder
geschehen selten. Das Wachstum der Schwellenländer beruhte in den letzten zwei
Jahrzehnten auf einem zufälligen und vorübergehenden Satz von äusseren
Umständen: Hohe Rohstoffpreise, niedrige Zinsen und eine scheinbar endlos zur
Verfügung stehende Fremdfinanzierung.
(2) Die finanzielle Globalisierung
war von Anfang an überbewertet. Die Offenheit für Kapitalströme hätte die
inländischen Investitionen ankurbeln und die makroökonomische Volatilität
verringern sollen. Stattdessen ist so ziemlich das Gegenteil passiert.
(3) Flexible Wechselkurse sind
fehlerhafte Stossdämpfer. In der Theorie sollen die von dem Markt bestimmten Wechselkurse die
heimische Wirtschaft von der Laune der internationalen Finanzwelt fernhalten.
In der Realität können aber nur einige Volkswirtschaften die erforderlichen
Währungsanpassungen ohne Schmerzen tragen.
(4) Der Glaube an die globale wirtschaftspolitische
Koordinierung ist fehl am Platz. Amerikas Fiskal- und Geldpolitik wird immer
von innenpolitischen Überlegungen geleitet. Es ist naiv zu erwarten, dass die
US-Wirtschaftspolitik auf Geschehnisse anderswo Rücksicht nehmen würde.
Dennoch
ist es wahr, dass die QE-Politik der Fed der Welt als Ganzes zu Gute kam, durch
die Stützung der Nachfrage und Wirtschaftstätigkeit in den USA. Ohne QE-Politik
wäre der Welthandel einen stärken Schlag einstecken müssen, argumentiert der an
der Princeton University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Das tiefere Problem liegt in der
übermässigen Finanzialisierung (financialization) der globalen
Wirtschaft, die seit den 1990er Jahren stattfindet, hält Rodrik als Fazit fest.
Steigende Ungleichheit, höhere Volatilität und der schrumpfende Spielraum, um
die Realwirtschaft zu handhaben, dürften die politischen Entscheidungsträger
noch Jahrzehnte beschäftigen.
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