Freitag, 14. Februar 2014

Moderne Konservative und die Würde der Arbeitnehmer

Das CBO streitet mittlerweile ausdrücklich ab, dass Obamacare Arbeitsplätze vernichtet. Einige, wenn auch bei weitem nicht alle Republikaner haben jetzt aufgehört, darüber Lügen zu verbreiten.

Aber sie bringen ein anderes Argument: Das Ganze sei immer noch eine schlechte Sache, wie Paul Ryan, Vertreter der Republikanischen Partei im US-Repräsentantenhaus  ausdrückt, weil damit die Würde der Arbeit beeinträchtigt werde.

Worum geht es? Paul Krugman erklärt es in seiner lesenswerten Kolumne („Inequality, Dignity and Freedom“) am Freitag in NYTimes.

Es ist gut, über die Würde der Arbeit abstrakt zu reden. Aber zu behaupten, dass die Arbeitnehmer trotz der enormen Ungleichheit dieselbe Würde hätten, ist einfach albern, argumentiert der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

In der Tat sieht es so aus, als ob die Lotto-Gewinner und die republikanischen Politiker diejenigen wären, die die Leistungen der einfachen Arbeitnehmer am wenigsten respektieren.

Wie könnte aber die Würde der amerikanischen Arbeitnehmer trotz der enormen Einkommensunterschiede aufgewertet werden? Wie ist es mit Gesundheitsversorgung, Chancen für die Kinder von Menschen mit knappen Einkommen, Mindestlohn? Werden die lebensnotwendige Dinge noch vorhanden sein, wenn die Arbeitnehmer entlassen oder ihre Arbeitsplätze nach Übersee verlagert werden?

Man denke nach, so Krugman: Was hat sonst so viel für die Verbesserung der Würde der amerikanischen Senioren getan wie die Social Security und Medicare (der staatliche Gesundheitsdienst für Rentner)?

In Washington (Inside the Beltway) wurde die soziale Sicherheit von Fiskal-Falken mittlerweile in ein Schimpfwort verwandelt. Es ist aber gerade die Tatsache, dass die Amerikaner Social Security und Medicare in Anspruch nehmen dürfen, was diese Programme so fördernd und befreiend sind.

Der Antrieb von Konservativen, möglichst viel von dem sozialen Sicherheitsnetz zu demontieren, und es durch minimale Programme und private Wohltätigkeit zu ersetzen, ist in der Tat ein Versuch, die Würde der Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen abzubauen, legt Krugman dar.

Und es ist ein Angriff auf die Freiheit der Arbeitnehmer. Moderne Konservative Amerikas sprechen viel über die Freiheit und machen sich über Sozialdemokraten lustig, die angeblich einen „Nanny-Staat“ befürworten. Wenn es aber um das Glück der Amerikaner geht, scheuen Konservative davor nicht zurück, paternalistisch beleidigend zu wirken, wie sorglose Kongressabgeordnete Arbeiterfamilien über die Würde der Arbeit belehren. Und sie werden damit auch zu aufdringlichen Befürwortern des Staates.

Die Wahrheit ist, dass man, wenn man auf die Würde und die Freiheit der Arbeitnehmer Wert legt, mehr und nicht weniger Leistungsberechtigung sowie stärkeres und nicht schwächeres Sozialnetz fordert.

Und man sollte daher die Gesundheitsreform unterstützen. Die Realität ist, dass das Affordable Care Act Millionen von Amerikanern stärkt, und zwar Würde und Freiheit zusprechend, hält Krugman als Fazit fest.


Keine Kommentare: