Deflation ist derzeit das
unterschätzte Risiko in Südeuropa. Die Preise fallen zur Zeit in Griechenland und stagnieren in Portugal und Spanien. In
Italien hingegen steigen sie, aber mit einem sehr moderaten Tempo.
Eine aktuelle Analyse von Morgan Stanley zeigt, dass ein Fünftel
der Preise im HICP-Warenkorb in Italien negative
Inflation aufweisen. Der Prozentsatz beträgt in Spanien ein Drittel, in Portugal mehr als 50% und in Griechenland
drei Viertel.
Der allgemeine Trend ist bisher
so, dass eine breite Reihe von Produkten über die Zeit Deflation erfährt, wenn
auch mit einem unterschiedlichen Tempo.
Preisverfall verbreitet sich in
Südeuropa, Graph: Morgan Stanley
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit
nicht gerade sehr hoch ist, dass die Eurozone in eine ausgewachsene Deflation
gerät, ist das disinflationäre Umfeld nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Allein die anhaltend niedrige Inflation trägt heute dazu bei, dass die reale Last der Schulden steigt, zumal der Schuldenabbau (deleveraging) Prozess in Europa noch nicht abgeschlossen ist.
Die japanische Erfahrung zeigt,
dass der Markt die ausgemachte Deflation in den späten 1990er und 2000er Jahren
nicht angemessen hat antizipieren können.
Die Markterwartungen erwiesen
sich als schlechter Indikator für das Aufkommen von Deflation in Japan, Graph: Morgan Stanley
Es war von Anfang an ein offenes
Geheimnis, dass die Austeritätspolitik zu Deflation führen würde. Wenn die EU-Kommission darauf besteht, die
Ungleichgewichte im Aussenhandel mit internal devaluation zu lösen, kann
die Zentralbank so viel Liquidität in das System pumpen wie sie will. Es
entsteht keine Inflation.
Die Preise sind unterhalb des
Durchschnitts in Griechenland, Spanien, Portugal, Graph: Morgan Stanley
Die angeblich „gute“ Deflation
wird nach Definition durch ein produktivitätsangetriebenes Überangebot
ausgelöst, z.B. die industrielle Revolution. Die „schlechte“ Deflation
wird durch Nachfrageausfall verursacht, z.B. als Folge einer Finanzkrise.
Es steht ausser Frage, dass die
Wettbewerbsfähigkeit in Südeuropa einfacher und weniger schmerzhafter hätte
wiederhergestellt werden können.
PS: HICP = Der harmonisierte Verbraucherpreisindex in der Eurozone.
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