Donnerstag, 13. Februar 2014

Deflation in Südeuropa

Deflation ist derzeit das unterschätzte Risiko in Südeuropa. Die Preise fallen zur  Zeit in Griechenland  und stagnieren in Portugal und Spanien. In Italien hingegen steigen sie, aber mit einem sehr moderaten Tempo.

Eine aktuelle Analyse von Morgan Stanley zeigt, dass ein Fünftel der Preise im HICP-Warenkorb in Italien negative Inflation aufweisen. Der Prozentsatz beträgt in Spanien ein Drittel, in Portugal mehr als 50% und in Griechenland drei Viertel.

Der allgemeine Trend ist bisher so, dass eine breite Reihe von Produkten über die Zeit Deflation erfährt, wenn auch mit einem unterschiedlichen Tempo.



Preisverfall verbreitet sich in Südeuropa, Graph: Morgan Stanley


Auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht gerade sehr hoch ist, dass die Eurozone in eine ausgewachsene Deflation gerät, ist das disinflationäre Umfeld nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Allein die anhaltend niedrige Inflation trägt heute dazu bei, dass die reale Last der Schulden steigt, zumal der Schuldenabbau (deleveraging) Prozess in Europa noch nicht abgeschlossen ist.

Die japanische Erfahrung zeigt, dass der Markt die ausgemachte Deflation in den späten 1990er und 2000er Jahren nicht angemessen hat antizipieren können.



Die Markterwartungen erwiesen sich als schlechter Indikator für das Aufkommen von Deflation in Japan, Graph: Morgan Stanley

Es war von Anfang an ein offenes Geheimnis, dass die Austeritätspolitik zu Deflation führen würde. Wenn die EU-Kommission darauf besteht, die Ungleichgewichte im Aussenhandel mit internal devaluation zu lösen, kann die Zentralbank so viel Liquidität in das System pumpen wie sie will. Es entsteht keine Inflation.




Die Preise sind unterhalb des Durchschnitts in Griechenland, Spanien, Portugal, Graph: Morgan Stanley

Die angeblich „gute“ Deflation wird nach Definition durch ein produktivitätsangetriebenes Überangebot ausgelöst, z.B. die industrielle Revolution. Die „schlechte“ Deflation wird durch Nachfrageausfall verursacht, z.B. als Folge einer Finanzkrise.

Es steht ausser Frage, dass die Wettbewerbsfähigkeit in Südeuropa einfacher und weniger schmerzhafter hätte wiederhergestellt werden können.


PS: HICP = Der harmonisierte Verbraucherpreisindex in der Eurozone.

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