Jan Hatzius schlägt vor, dass die Fed sich an Lohnwachstum statt an
Inflation orientieren soll, um den Kurs der Geldpolitik zu bestimmen, wie Scott
Sumner in seinem Blog darauf hindeutet.
Warum soll aber Lohnwachstum als
Indikator dienen? Antwort: Die Löhne reagieren auf die Verschärfung der
Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, während die Verbraucherpreisinflation es
nicht tut.
Niedrige Inflation sollte auf die
Grössenordnung der Beschäftigungslücke hinweisen, schreiben Hatzius und sein Mitarbeiter Sven Jari Stehn von Goldman Sachs in einer neulich
vorgelegten Analyse.
Die Erfahrung der letzten Jahre
zeigt, dass die Preisinflation auf die Beschäftigungslücke nicht reagiert, wenn
die Inflation sehr niedrig ist und scheint dabei zufällig zu schwanken, wenn
die Wirtschaft nahe Preisstabilität weilt.
Das lässt sich zwischen 2011 und
2013 am Verlauf der Kern-PCE Inflation erkennen. Die Kerninflation ist 2011 zunächst um einen vollen Prozentpunkt gestiegen und dann
2013 um den gleichen Betrag gefallen, ohne überzeugende makroökonomische
Erklärung.
Price versus Wage Inflation in the US, Graph: Jan Hatzius, Goldman Sachs via Business Insider
Der Kern des Problems in der
Eurozone sind die Lohn- und Preisunterschiede.
Wenn die Lohnstückkosten in einem
Land (wie Deutschland mit Lohn-Dumping) deutlich weniger stark steigen wie in seinen wichtigsten
Handelspartnern in einer Währungsunion, dann
entstehen makroökonomische Ungleichgewichte, wo das Wirtschaftssystem aus den
Fugen gerät.
Heiner Flassbeck hat stets darauf hingewiesen.
Die EU-Kommission zwingt
Südeuropa, Wirtschaftsprobleme via internal
devalutation (d.h. Senkung der Löhne) zu lösen. Wenn die von der
Finanzkrise schwer angeschlagene Volkswirtschaften im Euro-Raum angehalten
werden, für fallende Löhne (wie in Deutschland) zu sorgen, um ihre
Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, kommt es zu Deflation.
Japan hat in den vergangenen zwanzig Jahren kaum nominales
Lohnwachstum erlebt und kämpft seither mit Deflation,
die sich in der japanischen Wirtschaft eingebettet hat.
Die Löhne müssen v.a. in
Deutschland im gleichem Masse wie die Produktivität plus Inflationsziel wachsen, erklärt Flassbeck, und zwar so lange, bis die anderen EU-Länder ihre
wirtschaftliche Situation in den Griff bekommen und die Unternehmen im
deutschen Binnenmarkt wieder angefangen, zu investieren.
PS:
Auch Brad DeLong deutet in seinem Blog auf die
aktuelle Analyse von Jan Hatzius hin.
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