Janet Yellen hat sich gestern in einer ersten Anhörung vor einem Ausschuss des
Repräsentantenhauses zur Geldpolitik geäussert. Die neue US-Notenbank-Chefin
hat unterstrichen, dass die Fed ihre Anleihekäufe in diesem Jahr reduzieren
wird wie von ihrem Vorgänger Ben Bernanke geplant worden ist.
Paul Krugman hebt in seinem Blog einen wichtigen Punkt
hervor: Yellen denkt, dass die herkömmliche Arbeitslosenquote kein gutes Bild vom
schwachen Arbeitsmarkt verschafft.
Yellen hat in ihrer Stellungnahme
v.a. das hohe Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit und die grosse Zahl der
unfreiwilligen Teilzeitbeschäftigung angesprochen.
Krugman bietet dazu eine selbst
angefertigte Abbildung, wo die sog. i.d.R. zumeist zitierte
U3 Arbeitslosigkeit im Vergleich zu U6 Arbeitslosigkeit (einer breiteren Definition,
wo auch Arbeitslose erfasst werden, die unfreiwillig eine Teilzeitbeschäftigung
annehmen und aus Enttäuschung den Arbeitsmarkt verlassen) zu sehen ist.
Die blauen Punkte repräsentieren
die Zeit vor der Great Recession, und
die roten die spätere Beobachtung. Historisch gesehen bewegen sich die U3 und
U6 ziemlich gemeinsam. Aber U6 ist
zuletzt etwas höher gestiegen als man angesichts des Rückgangs von U3 erwartet hätte.
Wenn aber der enge Zusammhang
zwischen U3 und U6 vor dem Ausbruch der Krise noch gelten sollte, müsste man einen
solchen Anstieg von U6 nicht erwarten, es sei denn, die enge Definition von
Arbeitslosigkeit wäre 7,5%.
US-Arbeitslosigkeit gemessen an
U3 und U6, Graph: Prof. Paul Krugman
Was ist aber die richtige
Messgrösse, um ein besseres Bild über die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu
bekommen?
Das wissen wir heute nicht,
zumindest nicht bis der Arbeitsmarkt sich erholt und die Löhne beginnen,
schneller zu wachsen.
Die geldpolitische Schlussfolgerung
ist jedoch ganz klar: Die Risiken sind asymmetrisch. Wenn die Fed die Zinsen
bald erhöhen würde, weil sie demnächst mit der Wiederherstellung der
Vollbeschäftigung rechnet, würde es sich als Fehlentscheid erweisen. Die
Wirtschaft würde folglich einer dauerhaft niedrigen Inflation gegenübersehen,
ja sogar in eine Deflationsfalle abrutschen.
Wenn die Fed hingegen etwas
länger zuwarten würde, kann es sein, dass die Inflation überschiesst. Aber es
keinen Anlass zur Sorge. Denn es gibt zur Zeit keine Anzeichen für einen
Anstieg der Inflation.
PS: U6 Daten sind erst seit 1994 verfügbar.
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