Dienstag, 15. November 2011

Ist die EZB auf die Fed angewiesen?

Die EZB ist jetzt auf die Fed angewiesen, mehr als je zuvor, schreibt David Beckworth in seinem Blog. Nicht nur, weil die EZB Währungsswaps benötigt, sondern weil die EZB die Deckung der Fed braucht.

Die Fed ist eine monetäre Supermacht. Die US-Notenbank verwaltet die weltweit wichtigste Reservewährung und viele Schwellenländer sind formell oder informell an den US-Dollar gekoppelt, hebt der an der Texas State University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Als Ergebnis wird die Geldpolitik der Fed in die sich entwickelnde Welt exportiert.

Das bedeutet, dass die anderen zwei monetären Kräfte, die EZB und Japan, in Bezug auf die US-Geldpolitik achtsam sein müssen, damit ihre Landeswährungen im Verhältnis zum US-Dollar nicht allzu teuer werden, Das gilt auch für all die anderen Währungen, die an den US-Dollar gekoppelt sind. Zum Teil wird die US-Geldpolitik auch in die Eurozone und nach Japan exportiert.


Leitzinsen in den USA und in der Eurozone, Graph: Prof. David Beckworth

Die erste Abbildung zeigt den Verlauf der Leitzinsen in den USA und in der Eurozone seit der Einführung des Euros im Jahr 1999. „Die EZB scheint ihren Zinssatz in einer Weise als Antwort auf die Fed angepasst zu haben. Auch der Versuch der EZB, diese Entwicklung abzubrechen und im Jahre 2011 die Geldpolitik zu straffen, scheint der unwiderstehlichen Anziehungskraft der Macht der Fed zu entsprechen“, betont Beckworth.

Die zweite Abbildung zeigt die jährliche Wachstumsrate des nominellen BIP (NGDP) in den beiden Regionen. Die nominellen Ausgaben nehmen zuerst in den USA zu, und dann in Europa. Und dann verlangsamt sich das Wachstum in dieser Reihenfolge.


BIP-Wachstum den USA und in der Eurozone, Graph: Prof. David Beckworth

Die Fed sollte daher laut Beckworth in der Lage sein, zu helfen, das Wachstum der nominalen Ausgaben in der Eurozone zu erhöhen, indem sie beispielsweise das nominelle BIP (NGDP level targeting) ansteuert, was das nominelle BIP auf das Vor-Krisen-Niveau bringen soll. 

Die nominelle BIP-Steuerung (mehr dazu hier) würde eine aggressive Lockerung der Geldpolitik durch die Fed bedeuten, was den US-Dollar unter Druck setzen würde. Dies würde laut Beckworth den Anreiz für die zurückhaltenden Deutschen (die sich offenbar um ihre Exporte genauso viel Sorgen machen wie um die Inflation) und die EZB schaffen, endlich ernsthaft mit der Öffnung des Geldhahns zu beginnen. Eine hinreichend aggressive Geldpolitik durch die Fed würde m.a.W. die Deckung für die EZB bereitstellen, zu tun, was die EZB schon längst hätte tun sollen.

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