Jeff Frankel befasst sich in seinem Blog mit der Frage, „wer mit der Schuldenkrise besser umgeht: Europa oder die USA?“.
„Sowohl in Europa als auch in den USA ist das Leiden in Sachen Staatsverschuldung auf die Fehler der politischen Entscheidungsträger zurückzuführen. In beiden Fällen ist die enorme Grösse der langfristigen Verschuldungsproblematik erst kürzlich klar geworden, wobei es für einfache politische Lösungen und tragfähige Optionen zu spät war“, bemerkt der an der Harvard University, Kennedy School lehrende Wirtschaftsprofessor.
„Es ist schwer, zu beurteilen, ob Europa oder die USA es schlimmer verbockt haben“, erklärt Frankel. Auf der einen Seite ist Europa nun viel näher an eine vollwertige Krise: die Schuldenproblematik in den Mittelmeer-Mitgliedern der EU ist praktisch unlösbar zu aktuellen Zinssätzen, was Europa zurück in eine Rezession schickt. Folglich könnte bald das eine oder andere EU-Mitgliedsland gezwungen werden, das Euro-System zu verlassen. In den USA hingegen gibt es noch keine wirkliche Finanzkrise, wo die Investoren aus aller Welt immer noch US-Staatsanleihen zu niedrigen Zinsen kaufen.
Auf der anderen Seite sind die Fehler der US-Politiker viel mehr grundlos selbst gefügt, als auf der anderen Seite des Atlantiks, hebt Frankel hervor. Alles, was wir 2001 hätten tun sollen, war, den fiskalischen Prozess fortzusetzen, der in den 1990er Jahren in Gang gesetzt wurde: den Haushaltsüberschusses beibehalten und fortfahren, die längerfristigen Probleme der sozialen Sicherheit und Medicare anzugehen, und zwar bewusst und in einer ausgewogenen Weise.
„Stattdessen haben wir leichtfertig massive Steuersenkungen erlassen und die Wachstumsrate der Staatsausgaben verdreifacht, in einer Weise schwere fiskalische Probleme in der Dekade von 2010er Jahren garantierend“, argumentiert Frankel. Die Patt-Situation um die Schuldenobergrenze (debt ceiling) war im vergangenen Sommer die letzte selbst zugefügte Wunde, was eine neue Evidenz darstellt, dass das amerikanische politische System nicht funktioniert, fasst Frankel zusammen.
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