Die Entscheidung der EZB, die Zinsen im April und dann im Juli dieses Jahres zu erhöhen, war einfach wahnsinnig, schon damals. Heute sieht es sogar noch verrückter aus, weil die Euro-Zone mittlerweile in der Tat auseinanderzufallen droht.
Ryan Avent schliesst sich nun dem Chor derjenigen Ökonomen an, die die EZB wegen der Zinserhöhungen um Frühjahr stilvoll rügen.
Wie ist es aber möglich, dass zwei relativ kleine Zinsschritte einen so grossen Schaden anrichten, fügt Paul Krugman in seinem Blog hinzu. Avent sagt, dass es mit Erwartungen zu tun hat.
Eine andere Möglichkeit ist, das Ganze als einen umgekehrten Fall von FDR zu betrachten, erklärt Krugman und deutet auf eine Forschungsarbeit („Great Expectations and the End of the Depression“) von Gauti Eggertsson über den grossen wirtschaftlichen Aufschwung von 1933-37 hin.
Eggertsson argumentiert, dass es viel mit veränderten Erwartungen hinsichtlich der künftigen Geldpolitik zu tun hat. Mit der Aufgabe des Goldstandards (ein schockierender Schritt für die damalige Zeit) und dem Aufruf für eine Rückkehr der Wirtschaftsleistung auf das Vor-Depresion-Niveau hat FDR eine Erwartung in Bezug auf steigende Preise erzeugt, was eine heilsame Wirkung auf die Nachfrage ausgelöst hat.
Was ist im Frühjahr 2001 geschehen? Die EZB hat die Zinsen angehoben, auch wenn es keine Anzeichen eines Inflationsdrucks (jenseits eines Impulses, welcher durch den vorübergehenden Anstieg der Rohstoffpreise ausgelöst war) gegeben hat und obwohl die notwendigen Preisanpassungen in der Peripherie deutlich relativ hohe Inflationszielwerte erforderten.
Trichet hätte ruhig vor dem TV auftreten und ankündigen können: „Meine Kollegen und ich sind entschlossen, das Schuldenproblem in Südeuropa unlösbar zu machen“.
Und sie hätten Erfolg gehabt, fasst Krugman ironisch, aber in der Sache vollkommen im Recht zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen