Sonntag, 27. November 2011

Was die Fed noch tun könnte

Brad DeLong befasst sich in seinem Blog mit dem Thema, was Fed-Chef Ben Bernanke noch tun könnte, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Erstens hat Bernanke die Fed-Bilanzsumme nicht nur auf 2‘000 Mrd. $ gebracht, sondern bis auf 3‘000 Mrd. $.

Zweitens sei er damit einverstanden, dass die Fed-Politik (langfristige Preisstabilität als Aufgabe Nr. 1) zur Zeit absolut nichts bringt: es ist in der Tat nur ein „pushing on a string“. (*)

Die Fed dürfte aber in der Lage sein, eine reale wirtschaftliche Erholung auszulösen, indem sie

(1) ankündigt, dass sie die kurzfristigen Zinsen für die US-Treasury Bonds nicht nur, solange die Wirtschaft depressiv ist, niedrig hält, sondern auch danach, wenn die Wirtschaft sich erholt hat und wann die Fed normalerweise die Zinsen anheben würde. Die Fed soll also die kurzfristigen Zinsen niedrig halten, bis sie einen inflationären Boom erzeugt und Sie (Unternehmen) sollen jetzt besser beginnen, Kapazitäten zu bilden, um Ihre Kunden in diesem inflationären Boom zu bedienen oder Ihre Konkurrenten werden es so tun, und Ihnen Ihre Gewinne abjagen.

(2) nicht nur ankündigt, sondern die Steuerzahler in den USA tatsächlich als risikotragende Partner der US-Finanzinstitute rettet (bail-in). Die Finanzinstitute, die zuvor angezapft waren, was ihre Risikotragfähigkeit in Bezug auf die Kapazitäten betrifft,  hätten jetzt die Möglichkeit und den Anreiz, mehr Kredite zu günstigeren Bedingungen an potenziell expandierende Unternehmen zu vergeben.


Verhältnis der Beschäftigten (USA) zur Bevölkerung im erwerbstätigen Alter, Graph: FRED, Fed St. Louis

Der Punkt (2) ist sicherlich nicht Geld-, sondern Fiskalpolitik. Aber DeLong sieht nicht ein, warum die Fed es nicht tun sollte. Der Punkt (1) liegt auf jeden Fall innerhalb des Zuständigkeitsbereichs der US-Notenbank.

Wie würden die Punkte (1) und (2) funktionieren? Wir wissen es nicht. Aber es lohnt sich, sie zu probieren. Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor denkt, dass jeder andere Fed-Chef wie z.B. Blinder, Dudley, Summers und Yellen über die Punkte (1) und (2) viel strenger nachdenken würde als Ben Bernanke.

Er selbst würde, so DeLong, Jan Hatzius Plan folgen: (a) die Fed-Bilanz in den nächsten zwei Monaten bis auf 5‘000 Mrd. $ ausweiten und (b) wenn es sich nicht als genug erweist, um ein nominelles BIP-Wachstum auf dem Pfad zum Vor-Krisenniveau (2007) in den nächsten drei Jahren zu erreichen, dann würde DeLong die Zinsen niedrig halten und die Fed-Bilanz sogar noch weiter ausdehnen, bis das Ziel erreicht wird.


(*) Das ist ein Ausdruck, der im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik verwendet wird, in dem Sinne, dass die Geldpolitik asymmetrisch ist. Es ist einfacher, eine Expansion zu stoppen als eine schwere Kontraktion zu unterbinden.

Das ist dann der Fall, wenn die Geldpolitik die Verbraucher nicht animieren kann, mehr Geld auszugeben oder Investitionen zu erhöhen, auch wenn also die Geldpolitik ausserordentlich gelockert und in die Hände der Menschen mehr Geld gelegt wird. Der Begriff geht auf John Maynard Keynes zurück.

Wenn die Nachfrage zum Erliegen kommt, können die Verbraucher durch eine lockere Geldpolitik nicht erzwungen werden, mehr Geld auszugeben. Selbst wenn die Zinsen auf der Null Untergrenze liegen, tut sich nicht viel, weil die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle (siehe hier und hier) steckt. Wenn die Zentralbank nicht in der Lage ist, durch lockere Geldpolitik die Banken dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben und die Konsumenten zu mehr Ausgaben zu bewegen, hat die Geldpolitik keine Zugkraft mehr, um die schwache Nachfrage zu beleben. Diese Situation nennt Keynes „push on a string“.

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