Freitag, 25. November 2011

Warum die unvollständig gezeichnete Auktion gut sein kann

Deutschland hat am vergangenen Mittwoch Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit versteigert. Die Auktion ist auf eine geringe Nachfrage gestossen. Wie besorgniserregend ist aber das schwache Ergebnis?

Die Rendite der sog. Bubills (Schatzanweisungen des Bundes) lag gestern im roten Bereich. Auch heute morgen wiesen die kurzfristigen deutschen Staatspapiere eine negative Rendite auf. Wenn Investoren bereit sind, dem deutschen Staat zu negativen Zinsen Geld zu leihen, dann ist es möglicherweise schwer, von einem allgemeinen Vertrauensverlust gegenüber Deutschland zu reden. Die deutschen Staatsanleihen verbuchen laut Bloomberg seit Jahresbeginn einen Ertrag von insgesamt 6,9%.

Nick Rowe erklärt in seinem Blog, warum die als misslungen empfundene Anleiheauktion der Finanzagentur des Bundes für den Euro gut sein kann.


Deutschland: einbehaltene Summe bei Anleiheversteigerungen (rechte Skala) und Bietungsquote, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

Angenommen alle 17 Länder Eurozone sind identisch. Angenommen alle Länder sind dem selben Kreditausfallrisiko (default) ausgesetzt, mit hohen Zinsen für die Staatsanleihen. Das Argument, „warum soll das Land X das Land Y retten?“ würde dann ausfallen, wenn alle 17 Länder identisch wären. Die EZB würde dann als lender of last resort agieren, und zwar zu Gunsten von allen 17 Ländern, erläutert Rowe.

Nicht indem sie Staatsanleihen aufkauft, wenn es notwendig wird, sondern indem sie klarstellt, dass sie sich verpflichtet, Anleihen anzukaufen, wenn sie die Renditen nach unten auf ein bestimmtes Niveau drücken will.

Er verstehe nicht, wie eine Anleiheauktion fehlschlagen kann, bemerkt Rowe weiter. Aber könnte es eine gute Sache sein? Wenn es bedeutet, dass Deutschland sich in Richtung Griechenland bewegt, auch wenn nur schrittweise, dann könnte es eine gute Sache sein. Weil alles, was alle 17 Länder in dasselbe Boot bringt, ein Hauptargument gegen die EZB entkräften würde, zu unternehmen, was notwendig ist, um den Euro zu retten. Was stimmt mit Rettungsmassnahmen (bailout) nicht, wenn auch die Deutschen gerettet werden müssten?

Wenn die EZB beschliessen würde, für die Regierungen in der Eurozone als lender of last resort zu agieren, welchen Zinssatz würde sie dafür verlangen?

Wäre es sinnvoll, wenn die EZB das Geld an die Banken zu einem niedrigeren Zinssatz verleihen würde als an die Regierungen in der Eurozone? Wenn die Banken sicherer wären als die Regierungen, dann könnte es sinnvoll sein. Aber die Banken in der Eurozone halten viele Staatsanleihen der Regierungen der Eurozone in ihren Büchern. Die Banken in der Eurozone sind hoch verschuldet (leverage). Die Kredite, die die EZB an die Banken gewährt, sind durch die Staatsanleihen als Sicherheit gedeckt. Gingen die Staatsanleihen als Sicherheit in die Hose, gingen auch die Kredite der EZB an die Banken in die Hose. Und die Banken würden sehr wahrscheinlich auch scheitern, hält Rowe fest.

Anders ausgedrückt: Wenn die EZB es für sinnvoll hält, an eine Bank in der Eurozone sagen wir zu 1% einen Kredit zu gewähren und sagen wir mit einem Sicherheitsabschlag (haircut) von 10% in Bezug auf die Staatsanleihen, die als Sicherheit (collateral) verwendet werden, warum soll es dann für die EZB nicht sinnvoll sein, genau dasselbe Angebot an die Regierungen in der Eurozone direkt zu unterbreiten?

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