Montag, 7. November 2011

Während Rom brennt

Philipp Hildebrand, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat in einem Interview mit einer Zürcher Zeitung am Sonntag gesagt, dass der Franken immer noch hoch bewertet ist und sich über die Zeit weiter abschwächen werde.

„Falls es die Wirtschaftsaussichten und die deflationäre Entwicklung erfordern, stehen wir bereit, weitere Massnahmen zu treffen“, so Hildebrand. Sollte sich der Franken nicht abschwächen, könne dies zu deflationären Tendenzen führen und stark auf der Wirtschaft leiden.

Die SNB hatte am 6. September einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro angekündigt und versprochen, die Untergrenze mit aller Konsequenz durchzusetzen.

Der Franken hat heute morgen daraufhin um 1,6% gegenüber dem Euro nachgelassen. Das ist Chuck Norris-Effekt der Geldpolitik: Ist die Zentralbank glaubwürdig, und verfolgt ein glaubwürdiges Ziel, kann sie durch Androhung von weiteren Massnahmen die monetären Bedingungen weiter lockern.


Euro / CHF Wechselkurs (intraday), Graph: swissquote.ch

Wenn Hildebrand einfach auf eine Zielgrösse schaut, kann er veranlassen, dass die Zielgrösse sich bewegt, und zwar genau dorthin, wo Hildebrand sie haben will. Es sieht wie eine Zauberei aus, aber es funktioniert. Warum? Weil niemand will, dass Hildebrand seine impliziten Drohungen wahrnimmt. Und er muss es nicht.

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel nahelegt, dass die EU gewappnet für einen Euro-Austritt Griechenlands sei, kletterte die Rendite der italienischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit auf 6,55%.

„Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist etwas, wogegen man sich nicht vollständig wappnen kann. Die Folgen hätten enormes zerstörisches Potential. Frau Merkel sollte aufpassen, was sie sagt“, bemerkt Barry Eichengreen in einem lesenswerten Interview in faz.net.

Die Euro-Technokraten betrachten die Euro-Krise nach wie vor als Moralität: wer Schulden hat, ist Schuld. Die Botschaft an den Markt scheint zu lauten, dass Griechenland jetzt tun soll, was sie nicht lassen kann. Soll also Griechenland fallen gelassen werden, um Italien zu retten? Wie soll es aber gehen? Soll die Vertrauen Fee (confidence fairy) dafür sorgen?

PS:

Die SNB strebt eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriert am Devisenmarkt ab dem September keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20. Die SNB will den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

Wenn die EZB ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen mit Betonung auf ungern und nur begrenzt und vorübergehend umsetzt, kann sie keine Glaubwürdigkeit geniessen.

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