Dienstag, 22. November 2011

Risikoaufschläge und fiskalpolitische Rechtschaffenheit

Es sind nicht nur italienische und französische Staatsanleihen, die am Markt derzeit als unattraktives Investment wahrgenommen werden, sondern auch österreichische Staatspapiere geraten zunehmend unter Druck.

Die Ratingagentur Moody’s will die Bonitätseinschätzung französischer Anleihen überprüfen. Die Spreads für französischen Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit (156 Basispunkte) gegenüber deutschen Bundesanleihen weiten sich wesentlich aus. Und Frankreich reagiert darauf mit einem Sparpaket (fiscal austerity). Geht es aber um eine fiskalische Angelegenheit? Oder anders formuliert, ist es etwas, was mit rigorosen Sparmassnahmen angegangen werden könnte?

Man möchte bitte Österreich betrachten. Österreich hat im Vergleich eine sehr erfolgreiche Wirtschaft, mit geringer Arbeitslosigkeit und einem Leistungsbilanzüberschuss. Österreichs finanzpolitische Perspektiven sind etwas besser als die von Deutschland, wenn man IWF-Prognosen zugrunde legt, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Österreich erlebt aber genau dieselbe Entwicklung in Sachen Renditeverlauf wie Frankreich. Im Juni lag die Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit in Österreich und Frankreich mit 3,43% 44 Basispunkte über der Rendite (2,89%) der deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit.


Risikoaufschlag Staatsanleihen (10 Jahre) Österreich vs Deutschland, Graph: Bloomberg

Heute beläuft sich die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit auf 1,91%. Aber die Rendite der französischen Papiere sind auf 3,47% geklettert. Die Rendite der österreichischen Papiere beträgt 3,44%. Das heisst, dass die Spreads sich verdreifacht haben. Der Risikoaufschlag für österreichische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit gegenüber deutschen Bundespapieren ist auch auf ein Rekordhoch gestiegen.


CDS-Prämien (5 Jahre) für Österreichs Staatsanleihen: 214 Basispunkte, Graph: Bloomberg

Was genau ist eigentlich hier los? Ist der Markt besorgt, was die Exposure der Banken betrifft? Die Kreditsumme der österreichischen Banken in Osteuropa beträgt beispielsweise 70% des BIP des Alpenlandes. Oder wird das Ausseinanderfallen der Gemeinschaftswährung in den Märkten eingepreist? Es gibt viel zu analysieren.

Aber eins ist laut Krugman klar: Rechtschaffenheit in Sachen Fiskalpolitik, von welcher die Österreicher mehr zur Schau gestellt haben als die Deutschen, bietet keinen Schutz.

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