„Die Finanzkrise in Europa ist nun in eine möglicherweise katastrophale Phase eingetreten. Es gibt eine reale Möglichkeit, dass die Euro-Zone einfach auseinanderbricht, mit schrecklichen Konsequenzen nicht nur für Europa, sondern auch für den Rest von uns“, schreibt James Surowiecki in einem lesenswerten Essay („An Avoidable Crisis“) in The New Yorker.
Doch es ist leicht, zu übersehen, mitten in Marktturbulenzen und in Politik des äussersten Risikos, dass es eines der seltensten Probleme ist, dass man wirklich nur lösen kann, wenn man Geld hinlegt, schildert der Autor. Italien und Spanien haben echte Probleme: ihre Volkswirtschaften sind schwach und die Schulden sind hoch. Aber diese Probleme sind überschaubar, solange die Zinsen auf Schuldtitel verhältnissmässig gering bleiben. Im Gegensatz zu Griechenland, das keine Hoffnung hat, jemals seine Schulden zurückzuzahlen.
Surowiecki deutet darauf hin, dass Italiens fiskalische Situation nicht gut ist, aber nicht viel schlechter es als noch vor 10 Jahren war. In der Tat ist Italien eines von nur einer Handvoll von Ländern in der entwickelten Welt, das einen Primärüberschuss hat. Das heisst, berücksichtigt man die Zinszahlungen nicht, nimmt das Land mehr Geld ein, als es ausgibt. Das Problem ist also nicht die Verschuldung an sich, sondern vielmehr die steigenden Zinsen.
Die frustrierende Sache ist, dass es eine fertige Lösung gibt. Wenn die EZB sich öffentlich verpflichten würde, italienische und spanische Staatsanleihen zu stützen, indem sie so viel wie nötig Papiere aufkauft, würden sich die Sorgen über das Zahlungsausfallrisiko (default) zurückbilden und die Zinsen fallen, erklärt Surowiecki.
Dies würde die Schwäche der italienischen Wirtschaft nicht beheben oder das Überbleibsel aus der Immobilienkrise in Spanien eliminieren, aber es würde eine Kernschmelze à la Lehman abwenden und für wirtschaftliche Reformen Zeit gewinnen.
Das wäre ein drastischer Schritt für die EZB. Aber die klassische Rolle einer Zentralbank ist genau als lender of last resort während Finanzkrisen zu dienen. Nach dem grundlegenden Text der Zentralbanken (Walter Bagehots „Lombard Street“ von 1873) ist es Kreditvergabe „mit allen Mitteln“. Der Direktor der Bank of England während der Finanzkrise von 1825 fügt hinzu, dass die Zentralbank damals jede Unterstützung, die in ihrer Macht stand, eingebracht habe.
Und es war auch genau das, was die Fed während der Finanzkrise von 2008 gemacht hat: in die US-Wirtschaft Liquidität gepumpt, Vermögenswerte aufgekauft und Geld in einer Vielzahl von Möglichkeiten verliehen. Die EZB weigert sich aber, diese Rolle zu übernehmen. Auch der neue EZB-Präsident Mario Draghi lehnt die lender of last resort-Fazilität ab.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen