Nassim Taleb hat eine Lösung für das Problem der Banker, die Risiken eingehen, welche die Allgemeinheit drohen: Beseitige Boni!, schreibt er in einem lesenswerten Kommentar („End Bonuses for Bankers“) in NYT.
Es ist mehr als drei Jahre her, seit die globale Finanzkrise begonnen hat. Die Finanzinstitute sprengen sich immer noch in die Luft. Das neueste Beispiel ist MF Global, was letzte Woche Gläubigerschutz beantragt hat, weil der Chef des Unternehmens, John Corzine riskante Investitionen in europäische Staatsanleihen getätigt hat. Die Kreditgeber und Aktionäre zahlen nun den Preis, nicht die Steuerzahler. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die private Risikobereitschaft zu einer weiteren gigantischen Rettungsaktion führt, wie die von 2008, die die USA gezwungen hat, Bailout-Massnahmen bereitzustellen, beschreibt der an der New York University Polytechnic Institute lehrende Professor für risk engineering.
Das Versprechen „nie wieder Rettungsaktionen“, verankert im letztjährigen Wall Street-Reformgesetz ist nur ein Versprechen. Die Finanziers (und ihre Anwälte) bleiben den Aufsichtsbehörden immer einen Schritt voraus. Niemand weiss wirklich, was nächstes Mal passieren wird, wenn eine riesige Bank pleitegeht, weil das Risiko verkannt worden ist, legt der Autor des lesenswerten Buches „The Black Swan“ dar.
Es ist Zeit für eine grundlegende Reform: jede Person, die für ein Unternehmen arbeitet, welches unabhängig von seiner derzeitigen finanziellen Gesundheit eine Rettung durch die Steuerzahler fordert, sollte keinen Bonus bekommen, niemals. In der Tat sollten systemisch relevante Finanzinstitutionen (Grossbanken, einige Versicherungsunternehmen, Hedge Funds) streng reguliert werden, argumentiert Taleb.
Kritiker wie Occupy Wall Street prangern das Bonus-System an: wegen des Mangels an Fairness und wegen des Beitrags zu einer immer grösseren Ungleichheit. Das grössere Problem ist aber, dass es einen Anreiz schafft, Risiken einzugehen. Der asymmetrische Charakter des Bonus-Systems verursacht versteckte Risiken, die sich im Finanzsystem ansammeln und zu einem Katalysator für eine Katastrophe werden. Dies verstösst gegen die Grundregeln des Kapitalismus: Adam Smith war sich der Wirkung der Haftungsbeschränkung bewusst, erklärt Taleb.
Boni sind besonders gefährlich, weil sie Bankers einladen, mit dem System zu spielen, indem sie die Risiken, die selten und schwer zu prognostizieren sind, aber Folgeschäden haben, verstecken, welche Taleb als „Black Swan“ (siehe hier) bezeichnet.
„Bedenken Sie, dass wir dem militärischen und inneren Sicherheitspersonal unser Leben antrauen, aber wir geben ihnen keine üppige Boni. Sie erhalten Beförderung und die Ehre, ihre Arbeit gemacht zu haben, wenn sie erfolgreich sind, und erhalten schwere Entmutigung aus Scham, wenn sie fehlschlagen“. Für die Banker ist es das Gegenteil: ein Bonus, wenn sie kurzfristige Gewinne erzielen, und eine Rettungsaktion, wenn sie scheitern. Die Frage des Talents ist ein Ablenkungsmanöver. Die Menschen im Militärwesen und im Sicherheitsbereich sind nicht nur etwas vorsichtiger, was die Sicherheit betrifft, sondern sie haben auch viel grössere technische Fähigkeiten als die Banker, hebt Taleb hervor.
Die Menschen in der Antike waren der Asymmetrie (von Vorteilen ohne Nachteile) voll und ganz bewusst und sie haben einfache Regeln bereitgestellt. Der Hammurabi-Code vor fast 4‘000 Jahren lautete: „Wenn ein Baumeister ein Haus für einen Mann baut und das Haus, das er gebaut hat, auseinanderbricht und den Tod der Besitzer des Hauses verursacht, wird der Bausmeister zum Tode verurteilt“, fasst Taleb als Fazit zusammen.
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