Antonio Fatas beteiligt sich in seinem Blog an der Debatte über die niedrigen Zinsen in den meisten Volkswirtschaften, die zuletzt von Ben Bernanke mit einem Blog-Eintrag wieder aufgelebt worden ist.
Der ehemalige Fed-Präsident hat in einer Reihe von Blog-Posts
dargelegt, was die Zinsen bestimmt. Sein Argument lautet, dass es die globale
Dynamik von Ersparnissen und Investitionen ist, die Mitte der 1990er Jahre
einen Abwärtstrend
der Zinsen eingeleitet hat, welche sich in Folge der Finanzkrise von 2008
wieder beschleunigt hat.
Laut Bernanke
reagieren Zentralbanken einfach auf das wirtschaftliche Geschehen: sie treiben die
Zinsen nicht an. Was der gegenwärtige Berater von Hedge Fund Citadel m.a.W.
beschreibt, ist der Rückgang des natürlichen Realzinssatzes, erklärt Fatas.
Allerdings gibt es andere Ansichten, wonach die Zentralbanken die Zinsen „künstlich niedrig“ halten und
dadurch die finanzielle Stabilität gefährden und v.a. Spekulationsblasen
verursachen.
Fatas hält aber solche Argumente für nicht
überzeugend. Die erste Frage, die an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor
stellt, ist, wie die Zentralbanken die Zinsen am Markt für eine so lange Zeit
kontrollieren und verzerren können?
Die Modelle, die die Zentralbanken so stark
einschätzen, legen nämlich dar, dass das nur dann möglich ist, wenn die Preise
und Löhne nach unten starr sind (rigidities).
Solche Starrheiten werden jedoch als vorübergehend angenommen, weil die Preise
sich mit der Zeit wieder anpassen. Wie kann es also sein, dass die Zentralbank
es schafft, den Realzins für mehr als zehn Jahre lang so zu beinflussen? Es ist
nicht denkbar, dass es ein Modell gibt, welches diese Haltung unterstützt, erläutert
Fatas weiter.
Die zweite Frage ist, wie kann es sein, dass ein künstlich niedriger Zinssatz auf die Inflation so lange keine Auswirkung entfaltet? Die
urprüngliche Interpretation der Taylor-Regel betrifft nämlich immer die Höhe
der Zinsen, die mit einer stabilen Inflationsrate vereinbar ist. Wie kann also
eine Abweichung von der Taylor-Regel, die Jahre anhält, zu keinem Anstieg der
Inflation führen und sogar eine Niedriginflation
auslösen? Es gibt wahrscheinlich kein Wirtschaftsmodell, mit dem die Frage angemessen
beantwortet werden kann, unterstreicht Fatas weiter.
Ferner: Was diejenigen, die die Meinung vertreten,
dass die Zinsen künstlich niedrig sind, übersehen ist, dass die Zinssätze auf globaler Ebene niedrig sind. Es betrifft also nicht nur die US-Wirtschaft.
Welche Art von Koordination zwischen allen Zentralbanken kann sonst bestehen, um
dafür zu sorgen, dass die Zinsen überall auf der Welt niedrig bleiben, ohne Inflation auszulösen?
Daraus folgt, wie Fatas als Fazit festhält, dass die
Zinsen derzeit nicht künstlich niedrig sind.
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