Die heftige Debatte über die Entwicklung der langfristigen Zinsen schlägt zur Zeit hohe Wellen. Die Frage, die diskutiert wird, lautet, warum die langfristigen Renditen so niedrig sind?
Die eine Gruppe vertritt die
Ansicht, dass die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) der Fed für die niedrigen Zinsen am langen Ende der Ertragskurve verantwortlich
ist. Wenn die Fed am offenen Markt US-Treasury Bonds und MBS kauft (aktuell in
Höhe von 85 Mrd. $ im Monat), steigen die Kurse, sodass die Rendite spiegelbildlich
zurückfällt.
Die andere Gruppe ist der
Meinung, dass die langfristigen Zinsen niedrig sind, weil die Wirtschaft in
einer schweren Rezession steckt. Das heisst, dass die fallende Inflation dafür
verantwortlich ist. Das ist auch der Grund dafür, warum die realen Zinsen niedrig
sind. Ein weiterer Grund ist die starke Nachfrage nach sicheren Anlagen. Aber
auch die Nachfrage der Regierungen und der Zentralbanken nach
Fremdwährungsreserven tragen dazu bei, dass die Zinsen niedrig verlaufen.
Wenn alles gleich bleibt, senkt
die QE-Politik die Zinsen, schreibt Ryan
Avent in einem lesenswerten Artikel in The Economist. Diese Vorstellung wird im Grunde genommen im Allgemeinen
akzeptiert. Ben Bernanke führt QE-Politik durch, um die langfristigen Zinsen etwas
tiefer zu drücken.
Der Punkt ist jedoch, wie Avent
unterstreicht, dass andere Dinge nicht gleich bleiben. Niedrige Zinsen sollen
von Sparen abhalten und die Kreditaufnahme und Investitionen fördern, womit die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage angekurbelt werden soll. Das wiederum dürfte zu
einem Anstieg der Inflationserwartungen führen, was auf die voraussichtliche
Entwicklung der kurzfristigen Zinsen auswirkt. Auf diese Weise reduziert sich
die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Die QE-Politik soll also dafür sorgen,
dass die Zinsen niedriger notieren, als es sonst der Fall wäre.
Avent trifft
den Nagel auf den Kopf: Die QE-Politik soll die Zinsen im Vergleich zu einem Baseline (welches breitere Bedingungen widerspiegelt) niedrig
halten. Eine effektive QE-Politik soll also durch fallende Zinsen den Weg für
den Anstieg der Zinsen weisen. Es sei denn, es kommt zu einem Durcheinander, wo
die QE verwirrende Kursschwankungen auslöst.
In der Praxis hat die QE wilde Bewegungen am Zinssatz verursacht. Vor diesem Hintergrund
ist es verwunderlich, dass auch die Debatte über die Entwicklung der
langfristigen Zinsen im Sog der Finanzkrise heftig geführt wird.
Es gilt jedoch immer vor Augen zu führen, dass die langfristigen Zinsen i.d.R. aus insgesamt drei Komponenten bestehen: (1) erwartete kurzfristige Zinsen , (2) Inflationserwartungen und (3) Laufzeitprämie (d.h. term premium).
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