Sonntag, 28. Juni 2015

Besessenheit von immer mehr Ausgabenkürzungen

Die Tatsache, dass keine Einigung in Sachen Griechenland erreicht wird, deutet darauf hin, dass die Diagnose von Anfang an falsch war, sagt Mariana Mazzucato in einem Gespräch mit The Guardian.

Am Ende wird der Patient kränker und will nicht mehr behandelt werden, so die an der University of Sussex lehrende Wirtschaftsprofessorin. 

Griechenland hat, wie Finanzminister Yanis Varoufakis wiederholt unterstreicht, keine Liquiditäts-, sondern Solvenzkrise, die durch eine Krise der Wettbewerbsfähigkeit verursacht und durch die Finanzkrise verschlimmert wurde.

Und eine solche Krise kann nicht durch immer mehr Ausgabenkürzungen überwältigt werden. Es bedarf einer seriösen Investmentstrategie, die von Reformen (z.B. Steuern) begleitet werden soll, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, so die Autorin des lesenswerten Buches “Das Kapital des Staates”. 

Griechenland sollte tatsächlich nicht tun (austerity), was Deutschland sagt, dass es tun soll, sondern das tun, was Deutschland selbst tut; investieren (invest), argumentiert Mazzucato weiter. 

Unternehmen wie Siemens sind das Ergebnis eines dynamischen öffentlich-privaten Öko-Systems in Deutschland, welches mit hohen Staatsausgaben für Wissenschaft und Industrie (Frauenhofer-Institute) und der Existenz einer grossen und strategischen öffentlichen Bank (KfW) mit Geduld langfristiges Kapital für deutsche Unternehmen bereitstellt.

Das Beharren auf Status quo von harschen Sparmassnahmen (Austeritätspolitik) hat hingegen die griechische Wirtschaft zunehmend geschwächt, mehr Arbeitslosigkeit geschaffen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes geschädigt.

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