Paul Krugman bezeichnet als Liquiditätsfalle
eine Situation, in der die herkömmliche Geldpolitik nicht mehr funktioniert,
wenn die nominalen Zinsen nahe null liegen. Das flüssige Geld wird trotz der
besonders niedrigen Zinssätzen nicht für Investitionen angeboten.
Die
Öffentlichkeit ist aber mit Liquidität gestättigt, dadurch dass die Notenbank
durch QE Staatspapiere im offenen Markt kauft. Und die Öffentlichkeit hält am
flüssigen Geld als Wertaufbewahrungsmittel fest. Die Notenbank ist daher nicht
in der Lage, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, zumal das liquide
Geld hierbei zu einem perfekten Ersatz für Anleihen wird.
Was die Notenbank
mit Offenmarktgeschäften macht, ist nichts anderes als Austausch eines
Vermögenswerts (short-term bonds), der keinen (oder nur wenig) Zins
abwirft durch einen anderen Vermögenswert (cash)
bzw. Notenbankgeldmenge (monetary base),
der ebenfalls keinen Zins trägt. Notenbanks Bemühungen entfalten also, wenn die
Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, keine Wirkung. Die
Liquiditätsfalle bedeutet deshalb, dass selbst die Zinsen, die nahe null liegen,
nicht genug tief sind, Vollbeschäftigung in der Wirtschaft wiederherzustellen.
Brad DeLong schreibt dazu in einem aktuellen Beitrag in seinem Blog, dass Krugman
damit Recht hatte. „Ich, Ken Rogoff, Marty Feldstein und viele, viele andere
lagen falsch. Warum aber lagen wir alle falsch? Immerhin haben wir auch
dasselbe Wirtschaftsmodell „Hicks-Hansen-Wicksell-Metzler-Tobin“ gelernt und
gelehrt“, worauf sich Krugman für seine Begründung und Erklärung der
Liquiditätsfalle beruft.
DeLong nimmt
damit Anstoss an Krugmans
Argumentation, dass selbst moderat konservative Ökonomen (wie z.B. Martin Feldstein) heute sechs Jahre danach nicht einsehen
wollen, auch wenn sie die Theorie der Liquiditätstheorie damals für falsch
hielten, dass er, Krugman, Bernanke, Woodford und Eggertsson mit ihrer Einschätzung
der Liquiditätsfalle richtig lagen.
Liquiditätsfalle, Graph: Paul Krugman in NYTimes
Was auch immer auf kurze Sicht im Gange sein mag, muss vorübergehender Natur sein, mässig in der Wirkung und begrenzt in Bezug auf die Wegstrecke. Es kann die Wirtschaft von deren angemessenem Gleichgewicht wegbringen. Und es kann die Wirtschaft sicherlich dort halten. Aber nicht für lange, erklärt DeLong weiter.
Was der an
der University of California,
Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor suggeriert ist, dass die Inflationistas
Recht hätten: Es sei also doch rätselhaft, warum die Inflation immer noch nicht
steige.
Krugman
erläutert als Antwort auf DeLong, dass es wahr ist, dass das Hick’sche Modell i.d.R. kurzfristig angewandt werde und quasi
statisch sei und man befürchten möge, dass die Schlussfolgerungen daraus sich
nicht gut behaupten können, wenn man die Erwartungen in Bezug auf die Zukunft
mitberücksichte.
Doch die
Theorie der Liquiditätsfalle funktioniere nach Krugmans Erfahrung auch in New Keynesian Modells, weil die These,
wonach ein Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary
base) zu einem Anstieg des Preisniveaus führe, sich auf einen permanenten
Anstieg beziehe. Wenn aber der Anstieg der monetären Basis als vorübergehend
wahrgenommen werde, gebe es keine Auswirkung (auf das Preisniveau) an der
Nullzinsgrenze (zero lower bound),
weshalb Krugman Japan 1998 in einer Studie aufgefordert hat, „glaubhaft zu
versprechen, unverantwortlich“ zu agieren. Das heisst, den Eindruck zu
erwecken, wie wenn die Ausweitung der Notenbankgeldmenge von permanenter Natur
wäre, um auf diese Weise das Inflation
Target zu erreichen.
Auch Mark Thoma steigt in die Debatte ein, und sagt, dass theoretische Modelle oft so wirken,
als ob es nur eine Art von Nachfrageschock
gäbe und die kurze Sicht von einer einzigen Variablen abhängen würde, d.h.
einer Zeitdauer, wenn die Inflationserwartungen falsch sind. Aber die kurze
Sicht hängt von der Art der Rezession ab, die wir erleben und die Variable, die
auf die Länge der Erholung hindeutet, nicht dieselbe ist wie in jedem Fall, legt
der an der Oregon University lehrende
Wirtschaftsprofessor dar.
Eine monetär
induzierte Rezession hat eine viel kürzere kurze Sicht als eine
Bilanz-Rezession (balance sheet recession), verursacht durch eine Finanzkrise. Und eine Rezession, die
durch einen Ölpreis-Schock verursacht wird, erholt sich unterschiedlich als in den
ersten beiden erwähnten Fällen.
Am Anfang
der Great Recession erkannten
politische Entscheidungsträger, Analysten und die meisten Ökonomen nicht ganz,
dass diese Rezession wirklich anders war und daher ein anderer politischer
Ansatz forderte als der Ansatz für die Rezessionen in der Vergangenheit, so
Thoma.
Die
Vorstellung einer Bilanz-Rezession griff erst im Verlauf der Zeit. Und wir
haben keine Fiskal-Politik eingesetzt, um mit dieser Tatsache umzugehen. Eine
der grossen Lehren aus der Great Recession ist, dass wir herausfinden müssen,
welcher Art von Rezession wir gegenüberstehen und erkennen, dass die „kurze
Sicht“ von der entscheidenden Art von Schock, der die Rezession verursacht,
abhängt. Und wir passen dann unsere Richtlinien dementsprechend an, hält Thoma
als Fazit aus der Debatte fest.
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