Montag, 1. Juni 2015

Anhaltende „Balkanisierung“ des europäischen Bankenmarktes

Wie die aktuellen Daten belegen, schliessen die deutschen Banken die sog. „Finanzierungslücke“ (funding gap) in Südeuropa weiter. 

Die Forderungen der deutschen Finanzinstitute wurden zuletzt per Ende März 2015 auf einen Wert von rund 200 Mrd. EUR zurückgefahren. Italien trägt im ersten Quartal 2015 die Hauptlast der Kontraktion.

Der Spitzenwert belief sich auf rund 520 Mrd. EUR im Jahr 2009. Eine ungünstige Folge davon ist, dass die eine oder andere Bank stärker auf die Finanzierung durch die EZB angewiesen wird.


Die deutschen Banken bauen ihr Exposure (Forderungen minus Verbindlichkeiten) in den anderen Euro-Ländern ab, Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass das deutsche Finanzministerium angesichts der deutschen G7-Präsidentschaft vom 27. bis 29.Mai 2015 mit Nachdruck unterstreicht, dass die Rückführung öffentlicher Ausgaben zur Sanierung der Staatshaushalte das Vertrauen der privaten Wirtschaft stärke und so Investitionen und Wachstum fördere.

Der BMF empfiehlt Deutschland als gutes Beispiel dafür, dass sich solide Staatsfinanzen, Strukturreformen, Wachstum und Rückführung der Arbeitslosigkeit nicht ausschliessen.

Wo sind aber die Investitionen und das Wachstum in Deutschland, die von soliden Staatsfinanzen gefördert werden sollen, fragt Heiner Flassbeck zu Recht in seinem Blog.

„Warum hat der Bundeswirtschaftsminister eine Kommission einberufen müssen, die sich mit der deutschen Investitionsschwäche auseinandersetzt?“, so Flassbeck weiter.

Und v.a., was macht Deutschland mit seinen „Ersparnissen“, wenn das Ausland sich  nicht mehr weiter verschuldet?

PS: Es ist zudem wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass ein Grossteil der Target-II-Salden, über die sich Hans-Werner Sinn gelegentlich aufregt, genau aus diesem Grund entstanden ist, weil deutsche Banken nicht mehr bereit sind, bestehende Kredite an die Banken an der sog. EU-Peripherie zu verlängern.


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