Noch im
Frühling belief sich der Wert der Anleihen, die in der Eurozone mit einer
negativen Rendite gehandelt wurden, auf ca. 2‘000 Mrd. EUR, was einem Drittel
aller austehenden Staatsanleihen entspricht.
Anzeichen mehren
sich nun, dass die sich selbst
ernährende Erwartung der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank gegen Ende
Jahr eine Vielzahl von Investoren in den vergangenen Wochen zum Verkauf von
Staatsanleihen rund um den Globus veranlasst hat.
Die Rendite
der deutschen Bundesanleihen hat am Mittwoch vorübergehend die Marke 1%
geküsst. Während des Anstiegs der Renditen für Staatsanleihen am lange Ende der
Ertragskurve eine Ausverkauf-Stimmung vermittelt, ist zugleich von einer mangelnden
Liquidität die Rede. Die Händler berichten von einem Anstieg, der durch
geringeres Handelsvolumen begleitet wird als die steiler werdende Ertragskurve
nahelegen würde.
Die
Analysten der Deutschen Bank
schätzen, dass der durchschnittliche Umsatz im Investment Grade und High-Yield
Anleihemärkten vom Spitzenwert im Jahr 2006-07 um 50% abgesunken ist. Die
Liquidität am US-Treasury Markt, gemessen am Anteil des gegenseitigen
Handwechsels auf der Tagesbasis, sei sogar um 70% geschrumpft.
Das tägliche
Volumen von rund 500 Mrd. USD wird von Strategen noch als robust eingeschätzt.
Auch die Geld-Brief-Spanne ist wieder bis auf die Tiefstände vor der Krise
gesunken.
Rendite von
German Bonds mit 10 Jahren Laufzeit, Graph:
FT
Der Rückgang
der Liquidität am Markt für US-Staatsanleihen hat jedoch viele Ursachen. Obwohl
die Grösse des Marktes seit der Finanzkrise angeschwollen ist, ist erstens ein
Grossteil der zusätzlichen Emissionen von dem Anleihenkaufprogramm (QE policy) der
Fed aufgesogen worden. Zweitens sind ausländische Zentralbanken zu erwähnen,
die im Bestreben daran, Währungsreserven zu stärken, US-Treasury Bonds kaufen.
Das alles hat dazu geführt, dass das Handelsvolumen abgenommen hat.
Zugleich ist
aber auch der Einfluss der Grossbanken als Primärhändler auf den Markt
zurückgegangen. Nicht nur der Regulierungsdruck (mehr Eigenkapital), sondern
auch kommerzielle Gründe (Reduzierung des Eigenhandels sowie Abbau von Carry-Trade) haben die Banken gezwungen,
Engagement im Markt für Staatsanleihen zu stutzen.
PS:
Die Prämien für eine Versicherung gegen einen Ausfall von deutschen
Bundesanleihen sind zur Wochenmitte auf ihren niedrigsten Stand seit dem Herbst
2008 gefallen, berichtet die FAZ.
Die Spannungen
und Widrigkeiten am Markt waren infolge der Finanzkrise so schwerwiegend, dass
einige Banken automatische elektronische Handelssyteme schliessen mussten. Die
strengere Regulierung hat auch am Repo-Markt, wo sichere, liquide und erstklassige Anleihen als Sicherheit (collateral) eingesetzt werden und als Benchmark gelten, Spuren hinterlassen.
Da die
US-Treasuries wie ein Eckpfleiler des globalen Finanzsystems gelten,wie die FT
beschreibt, bietet sich die Liquidität als eine der Hauptvorteile. Und wenn die
Liquidität abnimmt, kann es vorkommen, dass die Investoren nach mehr
Kompensation verlangen.
Im Grunde
genommen sind viele Marktteilnehmer von Analogie ausgegangen, dass die knapper
werdende Liquidität am Markt für Unternehmensanleihen auch auf den Markt für
Staatsanleihen übergreifen würde (Rückkopplungseffekte).
Schliesslich
darf nicht übersehen werden, dass der steile Anstieg der Anleihenkurse von der
fehlenden Liquidität und cash-Knappheit im Euro-Raum vorangetrieben wurde. Erst
nach dem die EZB mit der Ankündigung von PSPP die lender of last resort Rolle übernahm, kam es zur Entspannung am Markt für
europäische Staatsanleihen. Das heisst, dass die EZB inzwischen angefangen hat,
wie eine Zentralbank zu agieren.
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