Freitag, 10. April 2015

Permahawks und die ständige Forderung nach höheren Zinsen

Die Taylor-Regel war von John Taylor einst als Diskussionsvorschlag für eine Konferenz vorgestellt. Seither ist sie die meist zitierte und wichtigste Formel zur Bewertung der Zinspolitik von Zentralbanken.  

In der Originalregel hat der an der Standford University lehrende Wirtschaftsprofessor die beiden Koeffizienten „Inflationslücke“ und „Produktionslücke“ gleich gewichtet.

Seit ein paar Jahren ruft Taylor laut, dass es für die Zentralbanken sehr wichtig sei, sich an die Original-Taylor-Regel zu halten. Lässt man zu, dass die Zinsen die Taylor-Regel unterlaufen, erzeugt man enorme Schwierigkeiten, weil die Auswirkungen auf die Geldpolitik viel grösser seien als die Konsensschätzungen.

Das macht keinen Sinn, erwidert Brad DeLong in seinem Blog. Wenn die ursprüngliche Taylor-Regel zutrifft, haben geringfügige Abweichungen davon nur kleine Folgen. Wenn geringfügige Abweichungen von der Regel der optimalen Geldpolitik schwerwiegende Folgen haben, dann kann die Original-Taylor-Regel nicht einfach die optimale Regel sein, unterstreicht der an der California University, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Auch David Glasner kann seine Enttäuschung von Taylor nicht verbergen. Der mögliche Fed-Präsident, wenn die Republikanische Partei die US-Wahlen 2016 gewinnen, zitiert Hayek, ohne genau zu lesen, was Hayek sagt, betont Glasner.


Eurozone Inflation und Kerninflation, Graph: Prof. Paul Krugman in NYTimes

Hätte Taylor Hayek genau gelesen hätte, hätte er die folgende Aussage nicht gemacht:

Regeln für die Geldpolitik bedeuten nicht, dass die Zentralbank die Instrumente der Geldpolitik (Zinsen oder Geldmenge) als Reaktion auf Ereignisse nicht ändern oder Liquidität im Falle eines Bank-Run zur Verfügung stellen kann. Vielmehr meinen sie, dass die Zentralbanken solche Massnahmen in einer vorhersagbaren Art und Weise tun.

Die Gültigkeit der Argumentation gegen Ermessen in der Geldpolitik beruhen darauf, ob wir einen automatischen Mechanismus entwickeln können, welcher das tatsächliche Geldangebot in einer vorhersagbaren Art und Weise gestaltet und weniger in einer verzerrenden Art und Weise als Massnahmen, die sich auf Ermessen stützen. Die Antwort ist ungewiss, so Hayek wie von Glasner zitiert.

Auch Paul Krugman schlägt  in die gleiche Kerbe wie DeLong und Glasner: „Wir können und sollten eine reine ökonomische Debatte über die angemessene Zinspolitik führen“.

Aber es ist auf jeden Fall wichtig, darauf hinzuweisen, dass diejenigen, die selbst in einer schwer angeschlagenenen Wirtschaft höhere Zinsen mit dem Hinweis auf Finanzstabilität fordern, sog. permahawks (Falken im geldpolitischen Sinne) sind, die ständig mit neuen Begründungen für die Forderung nach Zinserhöhung aufwarten, so Krugman. Ursprünglich stammt die Forderung nach höheren Zinsen zur angeblichen Inflationsbekämpfung von der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich).

Die Inflation-Warnung hat sich als falsch erwiesen. Man könnte erwarten, dass die Warner sich das Ganze nocheinmal überlegen. Doch suchen sie stattdessen nach neuen Gründen, um weiterhin Zinserhöhung zu fordern.

Es gilt zudem zu beachten, dass die Vorstellung, dass die lockere Geldpolitik den Anreiz für die Reform reduziere, sich v.a. in Europa in Form von Sozialausgaben-Kürzungen äussere, hält Krugman als Fazit fest.

Keine Kommentare: