Samstag, 27. Juni 2015

Menschenschlange und Ungleichheitsmuster

Thomas Piketty sagt in einem Interview (“Lunch with the FT”) mit Financial Times, dass sein Interesse am Thema Ungleichheit sich nach dem Zusammenbruch der Berliner Mauer und dem ersten Golfkrieg heraus kritalisiert hat.

Der Verfasser des in den vergangenen Monaten besonders viel zitierten und hoch gelobten Buches Capital erinnert sich an einen Besuch in Moskau im Jahr 1991 und wie er sich von den Menschen-Schlangen vor den Geschäften getroffen fühlte.

Er sei dann "geimpft gegen Kommunismus" zurück nach Paris gekommen, so der französische Ökonom: “Ich glaube an den Kapitalismus, Privateigentum und den Markt”.

Wie kommt es, dass diese Menschen vor der Ungleichheit und dem Kapitalismus im 19. Und 20. Jahrhundert so Angst hatten und eine solche Ungeheuerlichkeit schafften? Wie können wir die Ungleichheit ohne Wiederholung dieser Katastrophe anpacken?, so Piketty weiter.

Obwohl er einräumt, dass die globale Vermögenssteuer, die er empfiehlt, ein “utopischer” Traum sei, sagt er, dass ein "konfiszierender Steuersatz" von mehr als 80% auf Einkommen, die über 1 Mio. US-Dollar liegen, funktionieren würde.

In der Tat, fährt er fort, gab es einen solchen Satz vor fünf Jahrzehnten, vor der Präsidentschaft von Ronald Reagan in Amerika. Und es würde damit übermässige Manager-Gehälter gezügelt werden, ohne Produktivität zu belasten.

Der genannte Steuer-Satz hat den US-Kapitalismus damals nicht beseitigt. Und die Produktivät ist in dieser Zeit am schnellsten gestiegen. Der Meinung, dass sonst niemand bereit wäre, für weniger als 10 Mio. US-Dollar im Jahr hart zu arbeiten, will sich Piketty nicht anschliessen. Es ist in Ordnung, dass jemand das 10- oder 20-fache Gehalt des durchschnittlichen Arbeitnehmers bekommt. Aber muss man ihnen wirklich das 100- oder 200-fache zahlen, damit sie ihre Ärsche in Gang bringen, so Piketty.

h/t to Mark Thoma









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