Dienstag, 2. Juni 2015

Kann die EU eine Katastrophe verhindern?

Ein erzwungener Austritt Griechenlands aus dem Euro würde enorme wirtschaftliche und politische Risiken auslösen. Doch scheint Europa zu diesem Ergebnis zu schlafwandeln, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („That 1914 Feeling“) am Montag in NYTimes.

Die Sache ist ziemlich klar, was die Substanz eines Abkommens zwischen Griechenland und seinen Gläubigern mit sich bringt. Griechenland kann nicht und will nicht die fälligen Zinsen zahlen, geschweige denn die Schulden tilgen.

Wir wissen, was das Ergebnis einer erfolgreichen Verhandlung wäre: Griechenland würde verpflichtet, einen Primärüberschuss vorzulegen. Das bedeutet einen Überschuss der Einnahmen über Ausgaben (ohne Zinsen).

Die Alternative ist inzwischen etwas, was jeder vermeiden möchte. Und es gibt eine reale Möglichkeit, dass das Schlimmste tatsächlich passiert. Griechenland kommt im Grunde genommen der Euro abhanden, und das Land wird gezwungen, seine eigene Währung inmitten einer Bankenkrise wieder einzuführen.

Warum können die Spieler hier nicht eine gegenseitig vorteilhafte Einigung erzielen? Ein Teil der Antwort ist das gegenseitige Misstrauen. Doch scheint es mehr als Mangel an Vertrauen zu geben. Einige wichtige Spieler scheinen seltsam fatalistisch, willens und auch bestrebt, mit einer Katastrophe weiterzuarbeiten: eine Art moderne Version von „Geist von 1914“, wo viele Menshen von der Aussicht auf einen Krieg begeistert waren, beschreibt der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.


Griechenlands Primärüberschuss, Graph: Paul Krugman in NYTimes

Diese Spieler haben sich davon überzeugt, dass der Rest von Europa einen Austritt Griechenlands aus dem Euro abschütteln kann und dass ein solcher Ausgang sogar eine heilsame Wirkung entfaltet, als Hinweis quasi, um den Preis für das schlechte Verhalten zu verdeutlichen.

Aber sie machen einen schrecklichen Fehler. Selbst in der kurzen Frist könnten die finanziellen Sicherheitsmassnahmen, die angeblich die Auswirkungen eines Griechenland-Austritts auffangen sollen, könnten fehlschlagen, zumal ein Greek Exit nie getestet wurde, argumentiert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).

Darüber hinaus ist Griechenland, ob man es will oder nicht, ein Teil der EU, und seine Schwierigkeiten würden sicherlich auf den Rest der EU übergreifen, auch wenn die finanziellen Bollwerke standhalten sollten.

Schliesslich sind Griechen nicht die einzigen Europäer, die durch das Versagen der Politik radikalisiert wurden. In Spanien z.B. hat die Anti-Austerität-Partei, Podemos einen grossen Sieg in den Kommunalwahlen gefeiert.

Nichts davon muss passieren. Alle Spieler am Tisch, auch solche, die allzu bereit sind, ein Scheitern zu akzeptieren, haben gute Absichten. Es gibt kaum einen Interessenkonflikt zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. Wir wissen ziemlich genau, was eine gegenseitig vorteilhafte Einigung beinhalten würde. Wird aber die Einigung erzielt? Wir werden es sehr bald erfahren, so Krugman als Fazit.


Keine Kommentare: