Ein erzwungener
Austritt Griechenlands aus dem Euro würde enorme wirtschaftliche und politische
Risiken auslösen. Doch scheint Europa zu diesem Ergebnis zu schlafwandeln,
schreibt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („That 1914 Feeling“)
am Montag in NYTimes.
Die Sache
ist ziemlich klar, was die Substanz eines Abkommens zwischen Griechenland und
seinen Gläubigern mit sich bringt. Griechenland kann nicht und will nicht die
fälligen Zinsen zahlen, geschweige denn die Schulden tilgen.
Wir wissen,
was das Ergebnis einer erfolgreichen Verhandlung wäre: Griechenland würde
verpflichtet, einen Primärüberschuss vorzulegen.
Das bedeutet einen Überschuss der Einnahmen über Ausgaben (ohne Zinsen).
Die
Alternative ist inzwischen etwas, was jeder vermeiden möchte. Und es gibt eine
reale Möglichkeit, dass das Schlimmste tatsächlich passiert. Griechenland kommt
im Grunde genommen der Euro abhanden, und das Land wird gezwungen, seine eigene
Währung inmitten einer Bankenkrise wieder einzuführen.
Warum können
die Spieler hier nicht eine gegenseitig vorteilhafte Einigung erzielen? Ein Teil
der Antwort ist das gegenseitige Misstrauen. Doch scheint es mehr als Mangel an
Vertrauen zu geben. Einige wichtige Spieler scheinen seltsam fatalistisch,
willens und auch bestrebt, mit einer Katastrophe weiterzuarbeiten: eine Art
moderne Version von „Geist von 1914“, wo viele Menshen von der
Aussicht auf einen Krieg begeistert waren, beschreibt der am Graduierten
Zentrum der City University New York (CUNY)
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Griechenlands Primärüberschuss, Graph: Paul Krugman in NYTimes
Diese
Spieler haben sich davon überzeugt, dass der Rest von Europa einen Austritt
Griechenlands aus dem Euro abschütteln kann und dass ein solcher Ausgang sogar
eine heilsame Wirkung entfaltet, als Hinweis quasi, um den Preis für das
schlechte Verhalten zu verdeutlichen.
Aber sie
machen einen schrecklichen Fehler. Selbst in der kurzen Frist könnten die
finanziellen Sicherheitsmassnahmen, die angeblich die Auswirkungen eines
Griechenland-Austritts auffangen sollen, könnten fehlschlagen, zumal ein Greek
Exit nie getestet wurde, argumentiert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).
Darüber
hinaus ist Griechenland, ob man es will oder nicht, ein Teil der EU, und seine Schwierigkeiten
würden sicherlich auf den Rest der EU übergreifen, auch wenn die finanziellen
Bollwerke standhalten sollten.
Schliesslich
sind Griechen nicht die einzigen Europäer, die durch das Versagen der Politik
radikalisiert wurden. In Spanien z.B. hat die Anti-Austerität-Partei, Podemos
einen grossen Sieg in den Kommunalwahlen gefeiert.
Nichts davon
muss passieren. Alle Spieler am Tisch, auch solche, die allzu bereit sind, ein
Scheitern zu akzeptieren, haben gute Absichten. Es gibt kaum einen
Interessenkonflikt zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. Wir wissen
ziemlich genau, was eine gegenseitig vorteilhafte Einigung beinhalten würde.
Wird aber die Einigung erzielt? Wir werden es sehr bald erfahren, so Krugman
als Fazit.
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