Dienstag, 16. Juni 2015

Von Deflation zu Reflation

Der jüngste Ausverkauf am Markt für Staatsanleihen in Kombination mit dem Anstieg der Aktienkurse deutet u.a. darauf hin, dass die Finanzmärkte die Sorgen um Deflation allmählich ablegen.

Obwohl die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes noch viel zu wünschen übrig lässt und der disinflationäre Druck in Asien bestehen bleibt, scheint der globale Liquiditätszyklus angesichts der anhaltend akkommoditiven Geldpolitik in einen Reflation-Modus überzugehen.

Reflation bezieht sich i.d.R. auf eine Reihe von Massnahmen, die eine expansive Wirtschaftspolitik an den Tag legt, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln und deflationäre Tendenzen abzuwehren.

Der Terminus wird v.a. verwendet, um die erste Phase der Erholung der Wirtschaft zu beschreiben, wo sowohl das Wachstum als auch die Inflation sich anschicken, auf ihre langfristigen Trends zu bewegen, wie die Analysten von Morgan Stanley mit der folgenden Abbildung darlegen.


Die globalen Liquiditäts- und Wachstum-Zyklen, Graph: Morgan Stanley

Im ganzen Prozess darf natürlich nicht darüber hinweg gesehen werden, dass die Zentralbanken in den grössten Volkswirtschaften der Welt das eigene Inflationsziel nach wie vor unterbieten.


Niedriginflation als globales Phänomen, Graph: Morgan Stanley

Zur Erinnerung: Das Schlimmste in einer „Debt-Deflation“ ist nicht Deflation, sondern die negative Inflation, weil die reale Last der Schulden dadurch beginnt, zu steigen. Die Lösung nach Irving Fisher lautet, die Wirtschaft zu reflationieren.

Denn Schulden stellen grundsätzlich kein Problem dar, solange die Preise von Vermögenswerten steigen. Das ist auch ein wesentlicher Grund, warum auch die EZB am Schluss auf eine QE-Politik (genannt PSPP) zurückgegriffen hat.

Denn, wenn es zu einem Zusammenbruch an den Märkten für Vermögenswerte kommt, dann fangen die Preise an, zu fallen. Und es entsteht eine Abwärtsspirale. Das ist der Punkt, den die Ökonomen Minsky-Moment nennen. Reflationspolitik hilft, damit das nicht (wieder) vorkommt.



Keine Kommentare: