Donnerstag, 18. Juni 2015

Keine Theorie für Big oder Small Government

„Die Evidenz für das keynesianische Weltbild ist sehr gemischt. Die meisten Ökonomen sind aufgrund ihrer ideologischen Überzeugungen dafür oder dagegen. Krugman ist ein Keynesian, weil er einen grösseren Staat befürwortet. Ich bin anti-Keynesian, weil ich einen kleineren Staat will“.
Weit gefehlt. Aussagen wie diese (*) sagen eigentlich viel mehr über die Menschen aus, die sie machen, als über die Sache selbst. Natürlich gibt es ideologische Voreingenommenheit. Es bedeutet aber nicht, dass die Evidenz keinen Einfluss auf die Ansichten der Mehrheit der Akademiker hat, bemerkt Simon Wren-Lewis in seinem Blog dazu.

Es macht theoretisch keinen Sinn, zwischen big oder small government zu unterscheiden. Warum soll jemand, der big government bevorzugt, ein Keynesianer sein? Die meisten New Keynesians erkennen heutzutage, dass die Geldpolitik eingesetzt werden soll, um die Nachfrage anzukrubeln, wenn es möglich ist.

Und sie wissen auch, dass fiscal stimulus (Konjunkturprogramme) nur funktionieren oder zumindest am besten funktionieren kann, wenn vorübergende Erhöhung der Staatsausgaben einschlossen werden. Ein Keynesianer zu sein, ist also nicht ein effektiver Weg, um big government anzustreben, erklärt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Ein Teil der politischen Rechten hatte schon immer eine tiefe ideologische Abneigung gegenüber keynesianischen Analysen. Wie Colander und Landreth beschreiben, wurde das erste amerikanische keynesianische Lehrbuch sogar verbannt.

New Classical Ökonomen haben auch versucht, ökonomische Analyse à la Keynes aus dem Unterricht zu verdrängen. Aber sie sind gescheitert, so Wren-Lewis weiter.

Wenn anti-Keynesianer Ihnen sagen, dass die Befürwortung keynesianischer Makroökonomie vom Glauben an die Grösse des Staates abhängt, dann sagen sie Ihnen etwas, woher ihre Ansichten selbst kommen.

Wenn sie Ihnen sagen, dass alle die Beweise, die mit ihren Ansichten nicht im Einklang stehen, ignorieren, dann sagen sie Ihnen, wie sie selbst mit Beweise umgehen.

Die Tatsache, dass manche Menschen auf der rechten Seite des politischen Spektrums diese Haltung vertreten, besagt, warum anti-Keynesian Ansichten heute trotz der überwiegenden Beweise zugunsten von Keynesian Theory überleben, fasst Wren-Lewis zusammen.


(*) Dazu etwas mehr hier.

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