Freitag, 19. Juni 2015

EU-Griechenland: Meine Austerität – Meine Regeln

Immer, wenn ich über Griechenland schreibe, lautet die Mehrzahl der Kommentare: wie können Sie für Griechenland Partei ergreifen? Griechenlands Wirtschaft ist so ineffizient und die Regierungen sind so ungeschickt, nach allem, was wir für sie getan haben!

Das schreibt Simon Wren-Lewis in seinem Blog. Er habe keine Illusionen über die Ineffizienz und Korruption, die in der griechischen Wirtschaft vorherrschen. Er möchte auch nicht ein Fürsprecher für jede griechische Regierung werden.

Was dem an der Oxford University lehrenden Wirtschaftsprofessor fehl am Platz zu sein scheint, ist die Ansicht, wie wenn die europäische Politik bereits sehr grosszüzig gegenüber Griechenland gewesen wäre.

Der allgemeine Glaube ist, dass es Griechenland viel schlechter gegangen wäre, wenn die EU mit Austeritätsprogramm nicht eingesprungen wäre. Das ist einfach falsch, unterstreicht Wren-Lewis mit Nachdruck. Wenn europäische Politiker überhaupt grosszügig gegenüber jemandem gewesen sind, dann sind es die Gläubiger der griechischen Regierung, die eine Reihe von Banken aus Europa und anderen Ländern einschliesst.

Nehmen wir an, dass die politischen Entscheidungsträger in der Eurozone sich zurück gehalten und den Dingen ihren Lauf gelassen hätten, als die Märkte über die Geschehnisse in Griechenland im Jahr 2010 ernsthaft beunruhigt waren.

Es hätte wahrscheinlich sofort Zahlungseinstellung (default) ausgelöst und die griechische Regierung den IWF um Hilfe gebeten. In Wirklichkeit sagten die EU-Behörden Ende 2009, dass finanzielle Unterstützung durch den IWF nicht angemessen und willkommen ist, wie Wren-Lewis in Erinnerung ruft.

Unter diesen Umständen wäre es angesichts der begrenzten Ressources via IWF zu einem vollkommenen default der griechischen Staatsanleihen gekommen.

Wenn das geschehen wäre, wäre das IWF-Hilfspaket (rund 30 Mrd. EUR, welche später um weiter 12 Mrd. EUR aufgestockt wurde) eingesetzt worden, um Griechenlands Primärdefizit zu decken. Und 42 Mrd. EUR entsprechen heute fast dem tatsächlichen Primärdefizit Griechenlands aus dem Jahr 2010, erklärt Wren-Lewis.

Das bedeutet, dass die Beteiligung der europäischen Regierungen Griechenland überhaupt nicht geholfen hat. Mit nur IWFs Unterstützung hätte Griechendland heute genauso viel unter Austerität gelitten wie sonst. Das zusätzliche Geld, das von den europäischen Behörden bereitgestellt wurde, ging zu Gunsten von Gläubigern von Athen: Das sind hauptsächlich Banken.







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