Immer, wenn ich über Griechenland schreibe, lautet
die Mehrzahl der Kommentare: wie können Sie für Griechenland Partei ergreifen?
Griechenlands Wirtschaft ist so ineffizient und die Regierungen sind so
ungeschickt, nach allem, was wir für sie getan haben!
Das schreibt Simon
Wren-Lewis in seinem Blog. Er habe keine Illusionen über
die Ineffizienz und Korruption, die in der griechischen Wirtschaft
vorherrschen. Er möchte auch nicht ein Fürsprecher für jede griechische
Regierung werden.
Was dem an der Oxford
University lehrenden Wirtschaftsprofessor fehl am Platz zu sein scheint, ist
die Ansicht, wie wenn die europäische Politik bereits sehr grosszüzig gegenüber
Griechenland gewesen wäre.
Der allgemeine Glaube ist, dass es Griechenland
viel schlechter gegangen wäre, wenn die EU mit Austeritätsprogramm nicht
eingesprungen wäre. Das ist einfach falsch, unterstreicht Wren-Lewis mit
Nachdruck. Wenn europäische Politiker überhaupt grosszügig gegenüber jemandem
gewesen sind, dann sind es die Gläubiger der griechischen Regierung, die eine
Reihe von Banken aus Europa und anderen Ländern einschliesst.
Nehmen wir an, dass die politischen
Entscheidungsträger in der Eurozone sich zurück gehalten und den Dingen ihren
Lauf gelassen hätten, als die Märkte über die Geschehnisse in Griechenland im
Jahr 2010 ernsthaft beunruhigt waren.
Es hätte wahrscheinlich sofort Zahlungseinstellung (default) ausgelöst und die griechische Regierung den IWF um Hilfe gebeten. In Wirklichkeit sagten die EU-Behörden Ende 2009, dass finanzielle Unterstützung durch den IWF nicht angemessen und willkommen ist, wie Wren-Lewis in Erinnerung ruft.
Unter diesen Umständen wäre es angesichts der
begrenzten Ressources via IWF zu einem vollkommenen default der griechischen Staatsanleihen gekommen.
Wenn das geschehen wäre, wäre das IWF-Hilfspaket
(rund 30 Mrd. EUR, welche später um weiter 12 Mrd. EUR aufgestockt wurde)
eingesetzt worden, um Griechenlands Primärdefizit zu decken. Und 42 Mrd. EUR
entsprechen heute fast dem tatsächlichen Primärdefizit Griechenlands aus dem
Jahr 2010, erklärt Wren-Lewis.
Das bedeutet, dass die Beteiligung der europäischen
Regierungen Griechenland überhaupt nicht geholfen hat. Mit nur IWFs
Unterstützung hätte Griechendland heute genauso viel unter Austerität gelitten
wie sonst. Das zusätzliche Geld, das von den europäischen Behörden bereitgestellt
wurde, ging zu Gunsten von Gläubigern von Athen: Das sind hauptsächlich Banken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen