Die
US-Notenbank hat im Dezember 2008 die Zinsen auf nahe Null gesenkt. Seither ist
die konventionelle Geldpolitik ausgeschöpft. Und die Fed versucht, mit der
mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter anzukurbeln.
Die
Notenbankgeldmenge (monetary base) ist zwar im Sog der Finanzkrise kräftig gestiegen. Da das
schwache Wirtschaftswachstum vor sich hin dümpelt und die
Produktionskapazitäten (output gap) unterausgelastet bleiben, steigt die Inflation nicht. Zumal die
gegenwärtige Situation durch einen restriktiven fiskalpolitischen Kurs
zusätzlich verschlimmert wird.
Dennoch
gibt es kritische Stimmen, die in diesen Tagen laut werden, dass die
Inflationsgefahr zunehme. Die Kritik richtet sich in erster Linie gegen das
Konzept der Kerninflation. Es sei irgendwie töricht, unehrlich oder schlimm,
Inflation ohne die Preise für Nahrungsmittel und –Energie zu messen. Dazu gesellt
sich im gleichen Atemzug auch die Behauptung, dass die Statistik in Sachen
Inflation sowieso manipuliert werde.
Es
ist vor diesem Hintergrund Zeit für eine Auffrischung, wozu das
Kerninflation-Konzept dient. Paul Krugman erläutert heute in
seinem Blog erneut, was hinter der Idee Kerninflation steckt: Nicht alle Preise verlaufen gleich. Es gibt „sticky“ (träge) Preise, welche nur
gelegentlich überarbeitet werden. Diese Preise sorgen dafür, warum die Inflation
viel Trägheit innehat und warum die Disinflation teuer zu stehen kommen kann.
Und es gibt andere Preise, die kurzfristig stark schwanken und eine allgemeine
Inflation mit Volatilität auslösen können.
US
Kerninflation (rote Kurve) und allgemeine Inflation (blaue Kurve), Graph: Prof. Paul Krugman
Die
Idee der Kerninflation (core inflation)
ist, die volatilen Preise aussen vor zu lassen, um auf diese Weise einen
besseren Überblick über die Grundtendenzen der Inflation (headline inflation) zu bekommen. Kerninflation wird z.B. nicht für
die Anpassung der Lebenshaltungskosten herangezogen. In den Medien werden i.d.R.
über die Zahlen im Hinblick auf die allgemeine Inflation berichtet, nicht über
die Kerninflation. Die Fed orientiert sich jedoch an Kerninflation, weil die
US-Notenbank davon ausgeht, dass die allgemeine Inflation zu volatil ist. Und
die Fed will auf kurzfristige Schwankungen von Inflation oder Deflation nicht
überreagieren.
Viele
Menschen waren im Frühjahr 2011 wegen des kräftigen Anstiegs der Rohstoffpreise
besorgt (wie z.B. Paul Ryan), sodass sie Ben
Bernanke vorwarfen, am Wertverlust des US-Dollar Schuld zu sein. Der Fed-Chef
hat hingegen gesagt, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Man solle einen Blick
auf den Verlauf der Kerninflation werfen.
Was
ist aber von der Behauptung zu halten, dass die Fed die Inflationsdaten
verfälsche? Die Antwort ist einfach. Es gibt unabhängige Messgrössen für die
Inflation wie z.B. das Billion Prices Project (BPP-Index). Der von der MIT
zusammengestellte Index kommt zu bemerkenswerten ähnlichen Ergebnissen
wie die vom offiziellen Verbraucherpreis-Index (CPI).
Billion
Prices Project (BPP) , Graph: Prof. Paul Krugman
Exkurs: Der Index ist konstruiert worden,
um über real-time Information in Sachen Inflation-Tendenzen bereitzustellen,
nicht um die offizielle Inflationsdaten vorherzusagen. In den Index werden
ständig neue Kategorien von Waren aufgenommen, welche von CPI (für Waren und
Dienstleistungen) nicht zu 100% erfasst werden. Da die Preise von
Dienstleistungen schwer zu ermitteln sind, werden sie vom BPP-Index nicht
berücksichtigt.
Fazit: Das Kerninflation-Konzept ist
nicht faul. Die Inflation ist wirklich gering.
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