Die Austeritätspolitik hat in Europa viel Humankapital zerstört. Politiker und viele Mainstream-Ökonomen halten nach wie vor daran fest, als ob sie entschlossen wären, die Wirtschaft und damit die Gesellschaft in den Abgrund zu treiben.
Während sich Menschen aus Verweiflung über den Jobverlust das Leben nehmen, wird im Euro-Raum eine Phantomdebatte über die angeblich
bevorstehende Gefahr von Hyperinflation geführt. Warum steht aber die Elite so
sehr auf die Austerität?
Noah Smith hat sich mit dieser Frage in seinem Blog kürzlich auseinandergesetzt. Der junge Ökonom erklärt, warum die
Austerität, unabhängig davon, wie kläglich sie in der Praxis gescheitert ist,
so viel Unterstützung durch die Elite geniesst. Die Elite sieht wirtschaftliche
Not als Chance, „Reformen“ durchzusetzen, was im Grunde genommen Veränderungen
bedeutet,welche sie sich selbst wünscht, nicht ob sie auch dem Interesse der Wirtschaft
(Förderung des Wachstums) dient. Und die Elite stellt sich gegen die Politik,
die die Krise mildern könnte, ohne die Notwendigkeit von diesen Veränderungen.
Smith vermutet, dass die
Austerians besorgt sind, dass anti-rezessive Makro-Politik einem Land die
Möglichkeit geben würde, eine Krise durch Durchwursteln zu überwinden, ohne institutionelle
Verbesserung. Mit anderen Worten befürchtet die Elite, dass ein erfolgreiches
Konjunkturprogramm (stimulus) eine
gute Krise verschwenden würde.
Wenn die Leute wirklich denken,
dass die Gefahr des Konjunkturprogramms darin liegt, dass es möglicherweise fehlschlagen würde,
sondern dass es gelingen könnte, Abhilfe zu schaffen, dann müssen sie es
deutlich sagen, damit sie glaubwürdig wirken, damit wir eine öffentliche
Diskussion über Kosten und Nutzen führen, legt Smith dar.
Paul Krugman meint dazu in seinem Blog, dass Smith ähnlich wie Naomi Klein argumentiere. Klein vertritt in
ihrem Buch „Shock Doctrine“ die Ansicht, dass die Elite systematisch Katastrophen ausnutze,
neoliberale Politik durchzuboxen, auch wenn diese Politik für die Ursache der
Katastrophe im Wesentlichen irrelevant ist. Dies erklärt genau, was sich in
Europa heute abspielt.
Krugman deutet zudem auf einen
vor rund zweieinhalb Jahren Mike Konczal, wo ein klassisches Essay (1943) von Michal Kalecki zitiert wird. Der polnische Ökonom hat nämlich einmal geschrieben, dass das Geschäftsinteresse
Keynesianismus hasse, weil es befürchte, dass keynesianische Wirtschaftspolitik
funktionieren könnte. Es läuft etwa darauf hinaus, dass wir Austerität haben
müssen, weil das Konjunkturprogramm den Anreiz für eine Strukturreform sonst aufheben
würde.
In diesem Zusammenhang ist es gerade
heute sehr interessant, zu beobachten, wie die ersten Anzeichen dafür, dass Abenomics funktioniert, in gewissen Kreisen mit Bedauern aufgenommen wird.
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