Mittwoch, 22. Mai 2013

IWF und negative Zinsen in der Schweiz


Während die Zinsen in vielen Volkswirtschaften nahe null liegen (zero lower bound), stellt es eine Herausforderung dar, die Kapitalzuflüsse zu managen. Der daraus resultierende Druck auf den Wechselkurs erbringt die Idee für die Einführung von negativen Zinsen. Der IWF hat vor diesem Hintergrund wie bereits im März auch gestern im Länderbericht „Switzerland“ nahegelegt, dass die SNB Überlegungen anstellen könnte, die Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der SNB schrittweise negativ zu verzinsen.

Das Ziel wäre, die Zinsen am Interbankengeldmarkt (wholesale money market) zu entspannen, um auf diese Weise Kapitalzuflüsse zu entmutigen und den Druck auf den Wechselkurs zu entlasten.

Zuletzt hat Dänemark im Sommer 2012 mit Negativzinsen Erfahrungen gesammelt, um Kapitalzuflüssen Einhalt zu gebieten. Der Umgang mit negativen Zinsen ist nicht einfach. Es wirft spezielle Fragen auf. Nachteile könnten zu Tage treten, wenn Länder sie verwenden wollen, um die Konjunktur zu stimulieren, wie der IWF anmahnt.

In der gegenwärtigen Konjunktur der Schweiz sind diese potentiellen Nachteile aber weniger relevant als in anderen Ländern. Die Aktivität am Interbankenmarkt ist bereits sehr gering, da alle Banken über überschüssige Liquidität verfügen. Und die Geldmarktfonds haben in der Schweiz eine relativ geringe Präsenz. Das Kreditwachstum ist zudem besonders im Hypotheken-Markt stark.

Die Auswirkungen der negativen Zinsen auf die Hypothekenzinsen hängen von Durchgangsschleusen ab. Wenn die Banken die negativen Zinsen nicht auf die Sparer weiterreichen können, dürften sie geneigt sein, die Kreditzinsen zu erhöhen. Dies würde helfen, das Wachstum für Hypotheken-Darlehen zu dämpfen und den Anstieg der Immobillienpreise einzudämmen.



Netto Kapitalzuflüsse (privat) in den CHF, Graph: IWF – Switzerland, May 21, 2013

Negative Zinsen dürften daher helfen, das Dilemma, mit dem die SNB konfrontiert ist, anzugehen. Der IWF schliesst daraus, dass niedrige Zinsen notwendig sind, um den Mindestkurs (exchange rate floor) zu verteidigen, was aber die Hypotheken-Märkte beflügelt. Dadurch nähme auch der Druck auf die SNB ab, die Bilanzsumme weiter auszudehnen.



Schweiz Einfuhren, Graph: IWF – Switzerland, May 21, 2013


Auf der anderen Seite, wenn die Banken negative Zinsen auf die Sparer durchreichen könnten, würden die Kreditzinsen fallen. Und der Druck auf die Hypotheken-Märkte würde sich verstärken. Der Stress könnte jedoch abgemildert werden, wenn die negativen Zinsen die Kapitalzuflüsse verringern würden.



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