Während die Zinsen in vielen Volkswirtschaften nahe null liegen (zero lower bound), stellt es eine Herausforderung dar, die Kapitalzuflüsse zu managen. Der daraus resultierende Druck auf den Wechselkurs erbringt die Idee für die Einführung von negativen Zinsen. Der IWF hat vor diesem Hintergrund wie bereits im März auch gestern im Länderbericht „Switzerland“ nahegelegt, dass die SNB Überlegungen anstellen könnte, die Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der SNB schrittweise negativ zu verzinsen.
Das Ziel wäre, die Zinsen am
Interbankengeldmarkt (wholesale money
market) zu entspannen, um auf diese Weise Kapitalzuflüsse zu entmutigen und
den Druck auf den Wechselkurs zu entlasten.
Zuletzt hat Dänemark im Sommer 2012 mit Negativzinsen Erfahrungen gesammelt, um Kapitalzuflüssen Einhalt zu gebieten.
Der Umgang mit negativen Zinsen ist nicht einfach. Es wirft spezielle Fragen auf.
Nachteile könnten zu Tage treten, wenn Länder sie verwenden wollen, um die
Konjunktur zu stimulieren, wie der IWF anmahnt.
In der gegenwärtigen Konjunktur
der Schweiz sind diese potentiellen Nachteile aber weniger relevant als in
anderen Ländern. Die Aktivität am Interbankenmarkt ist bereits sehr gering, da
alle Banken über überschüssige Liquidität verfügen. Und die Geldmarktfonds
haben in der Schweiz eine relativ geringe Präsenz. Das Kreditwachstum ist zudem
besonders im Hypotheken-Markt stark.
Die Auswirkungen der negativen
Zinsen auf die Hypothekenzinsen hängen von Durchgangsschleusen ab. Wenn die
Banken die negativen Zinsen nicht auf die Sparer weiterreichen können, dürften
sie geneigt sein, die Kreditzinsen zu erhöhen. Dies würde helfen, das Wachstum
für Hypotheken-Darlehen zu dämpfen und den Anstieg der Immobillienpreise einzudämmen.
Netto Kapitalzuflüsse (privat) in
den CHF, Graph: IWF – Switzerland, May 21, 2013
Negative Zinsen dürften daher
helfen, das Dilemma, mit dem die SNB konfrontiert ist, anzugehen. Der IWF
schliesst daraus, dass niedrige Zinsen notwendig sind, um den Mindestkurs (exchange rate floor) zu verteidigen, was aber die Hypotheken-Märkte beflügelt. Dadurch
nähme auch der Druck auf die SNB ab, die Bilanzsumme weiter auszudehnen.
Schweiz Einfuhren, Graph: IWF – Switzerland, May 21, 2013
Auf der anderen Seite, wenn die
Banken negative Zinsen auf die Sparer durchreichen könnten, würden die
Kreditzinsen fallen. Und der Druck auf die Hypotheken-Märkte würde sich
verstärken. Der Stress könnte jedoch abgemildert werden, wenn die negativen
Zinsen die Kapitalzuflüsse verringern würden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen