Montag, 13. Mai 2013

Echte Männer haben hartes Geld

Sie hassen Ben Bernanke, weil sie keine Ahnung von der Makro-Ökonomie haben. Wer? Die Hedge Fonds Manager, vor allem die älteren Hedge Fundies. Warum? Weil sie zumindest seit dem Ausbruch der Finanzkrise nicht in der Lage sind, die für die hohen Gebühren und Kosten versprochenen überdurchschnittliche Rendite zu liefern.

Investoren verbuchen hohe Verluste. Und die Hedgies regen sich furchtbar auf. Die Emotionen kochen hoch. Impulsiv bis aggressiv greifen die Hedge Fonds Manager die US-Notenbank an. Die Wutattacke richtet sich insbesodere gegen den Fed-Chef Bernanke. Rage löst keine Probleme.

Die Quintessenz ist, dass die Hedgies mit dem falschen Textbuch arbeiten. Die Hedge Fundies haben ihre prägensten Erfahrungen in den frühen 1980er Jahren gesammelt, bemerkt Mark Dow in einem lesenswerten Eintrag in seinem Blog. Die Hedgies haben die Stichworte aufgeschnappt wie Milton Friedman, Geld-Multiplikator, Paul Volcker, Ronald Reagan und die Superneutralität des Geldes. Und sie haben v.a. ein Diktum verinnerlicht: „echte Männer haben hartes Geld“.

Das heisst, dass ein Anstieg der Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank unmittelbar Inflation auslöst. Mit anderen Worten: Kein Notenbankgeld (monetary base), kein Kreditwachstum. Die Realität ist aber anders. Das Zentralbankgeld kommt heute in der Realwirtschaft nicht an. Es zirkuliert zwischen Banken und Notenbank.

Von 1981 bis 2006 ist die Summe der Kredit-Aktivposten der US-Finanzunternehmen um 32‘300 Mrd. $ (+744%) gestiegen. Wie haben sich aber die Giroguthaben (Sichtguthaben) der Banken bei der Fed in derselben Zeitspanne entwickelt? Sie sind um 6,5 Mrd. $ gesunken, unterstreicht Dow. Müsste die Notenbankgeldmenge (base money) in einem fraktionalen Reservesystem nicht gestiegen sein, damit das Kreditvolumen expandiert? Die Antwort ist strukturell, erklärt Dow weiter.

Die Deregulierung der Finanzmärkte, die in den frühen 1980er Jahren begann und die daraus folgende Entwicklung der Repo-Märkte haben den Transmissionsmechanismus der Geldpolitik grundlegend verändert. Die Kreditvergabe gegen Sicherheiten (collateral) ist heute König. Die Länge der Sicherheiten und Sicherheitsabschläge (haircuts) bestimmen die Obergrenzen des Geldangebots (Geldmenge), nicht die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) und die Reserveanforderungen, hält Dow fest.


Inflation versus Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank, Graph: Mark Dow
Die x-Achse zeigt die Notenbankgeldmenge (5J Wachstumsrate) und die y-Achse zeigt die Jahresteuerung.

Wie sieht es mit dem Verhältnis zu Inflation aus? Steht die Notenbankgeldmenge (base money) damit im Zusammenhang?

Die Fed stellt nur Liquidität bereit. Die Höhe der Liquidität, die die Fed in das System pumpt, hat keinen direkten Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken oder Schatten-Banken.  Nur Banken können Kredit schaffen. Und sie verleihen Kredit entweder aus dem Barbestand (cash) oder durch das Repo-Geschäft mit US-Staatsanleihen, Hypotheken oder Kundeneinlagen, wenn nicht genügend Cash auf der Hand liegt. Und die Sicherheiten (collateral), die einmal verpfändet worden sind, können immer und immer wieder (collateral chain) hinterlegt werden. Auch wenn das Kreditvolumen wächst, bleiben die Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank unverändert. PS: Die Zusammensetzung kann jedoch von Bank zu Bank variieren.

Wenn die Banken und Schatten-Banken mit ihren US-Staatsanleihen (US-Treasuries) und Hypotheken-Anleihen nicht einfach Repo-Geschäfte abwickeln können, gibt es keine Verbindung zwischen der Notenbankgeldmenge und der Kreditschaffung. Und das ist der Grund, warum die Fed die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) in erster Linie auf die Beine gestellt hat.

Die Fed will mit Niedrigzinsen die Rezession bekämpfen und der Gefahr der Deflation vorbeugen. Ziel ist, eine Umgebung zu schaffen, wo die Risikobereitschaft sich wieder normalisiert. Die Risikobereitschaft beginnt an den Finanzmärkten und nimmt ihren Lauf in die Realwirtschaft. Die Fed beeinflusst lediglich den Preis für die Kreditvergabe. Der ausschlaggebende Faktor des Kreditwachstums läuft darüber hinaus, ob die Banken je nach Risikoneigung Kredit vergeben wollen oder nicht. Geschäftsbanken schaffen Geld durch die Vergabe von Krediten.

Fazit: Männer fühlen sich in ihrer Männlichkeit bestätigt, wenn sie mit einem Wutanfall ordentlich Dampf ablassen. Die Hedgies schütten seit einer geraumen Zeit nur Adrenalin aus anstatt Erträge. Wer chronisch rot sieht, lebt mit einem erhöhten Risiko, eines Tages völlig zusammenzubrechen. Leidtragende sind Investoren und die Öffentlichkeit (Steuerzahler).

Don‘t fight the Fed! Lies Makro-Ökonomie Text-Buch.

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