Sie hassen Ben Bernanke, weil sie keine Ahnung von der Makro-Ökonomie haben. Wer? Die Hedge Fonds Manager, vor allem die älteren Hedge Fundies. Warum? Weil sie zumindest seit dem Ausbruch der Finanzkrise nicht in der Lage sind, die für die hohen Gebühren und Kosten versprochenen überdurchschnittliche Rendite zu liefern.
Investoren verbuchen hohe
Verluste. Und die Hedgies regen sich furchtbar auf. Die Emotionen kochen hoch. Impulsiv
bis aggressiv greifen die Hedge Fonds Manager die US-Notenbank an. Die Wutattacke richtet sich insbesodere gegen den Fed-Chef Bernanke.
Rage löst keine Probleme.
Die Quintessenz ist, dass die
Hedgies mit dem falschen Textbuch arbeiten. Die Hedge Fundies haben ihre
prägensten Erfahrungen in den frühen 1980er Jahren gesammelt, bemerkt Mark Dow in einem lesenswerten Eintrag
in seinem Blog. Die Hedgies haben die
Stichworte aufgeschnappt wie Milton Friedman, Geld-Multiplikator, Paul Volcker, Ronald Reagan und die Superneutralität des
Geldes. Und sie haben v.a. ein Diktum verinnerlicht: „echte Männer haben hartes
Geld“.
Das heisst, dass ein Anstieg der Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank unmittelbar Inflation auslöst. Mit
anderen Worten: Kein Notenbankgeld (monetary
base), kein Kreditwachstum. Die Realität ist aber anders. Das
Zentralbankgeld kommt heute in der Realwirtschaft nicht an. Es zirkuliert zwischen Banken und Notenbank.
Von 1981 bis 2006 ist die Summe
der Kredit-Aktivposten der US-Finanzunternehmen um 32‘300 Mrd. $ (+744%) gestiegen.
Wie haben sich aber die Giroguthaben (Sichtguthaben) der Banken bei der Fed in
derselben Zeitspanne entwickelt? Sie sind um 6,5 Mrd. $ gesunken, unterstreicht
Dow. Müsste die Notenbankgeldmenge (base
money) in einem fraktionalen Reservesystem nicht
gestiegen sein, damit das Kreditvolumen expandiert? Die Antwort ist
strukturell, erklärt Dow weiter.
Die Deregulierung der Finanzmärkte, die in den frühen 1980er Jahren
begann und die daraus folgende Entwicklung der Repo-Märkte haben den Transmissionsmechanismus der Geldpolitik grundlegend
verändert. Die Kreditvergabe gegen Sicherheiten (collateral) ist heute König. Die Länge der Sicherheiten und Sicherheitsabschläge
(haircuts) bestimmen die Obergrenzen
des Geldangebots (Geldmenge), nicht die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) und die Reserveanforderungen,
hält Dow fest.
Inflation versus Giroguthaben der
Banken bei der Zentralbank, Graph:
Mark Dow
Die x-Achse zeigt die
Notenbankgeldmenge (5J Wachstumsrate) und die y-Achse zeigt die Jahresteuerung.
Wie sieht es mit dem Verhältnis
zu Inflation aus? Steht die Notenbankgeldmenge (base money) damit im Zusammenhang?
Die Fed stellt nur Liquidität
bereit. Die Höhe der Liquidität, die die Fed in das System pumpt, hat keinen
direkten Einfluss auf die Kreditvergabe der Banken oder Schatten-Banken. Nur Banken können Kredit schaffen. Und sie
verleihen Kredit entweder aus dem Barbestand (cash) oder durch das Repo-Geschäft mit US-Staatsanleihen,
Hypotheken oder Kundeneinlagen, wenn nicht genügend Cash auf der Hand liegt.
Und die Sicherheiten (collateral),
die einmal verpfändet worden sind, können immer und immer wieder (collateral chain) hinterlegt werden.
Auch wenn das Kreditvolumen wächst, bleiben die Giroguthaben der Banken bei der
Zentralbank unverändert. PS: Die Zusammensetzung kann jedoch von Bank zu Bank
variieren.
Wenn die Banken und
Schatten-Banken mit ihren US-Staatsanleihen (US-Treasuries) und
Hypotheken-Anleihen nicht einfach Repo-Geschäfte abwickeln können, gibt es
keine Verbindung zwischen der Notenbankgeldmenge und der Kreditschaffung. Und
das ist der Grund, warum die Fed die
mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE:
quantitative easing) in erster Linie auf
die Beine gestellt hat.
Die Fed will mit Niedrigzinsen
die Rezession bekämpfen und der Gefahr der Deflation vorbeugen. Ziel ist, eine
Umgebung zu schaffen, wo die Risikobereitschaft sich wieder normalisiert. Die
Risikobereitschaft beginnt an den Finanzmärkten und nimmt ihren Lauf in die
Realwirtschaft. Die Fed beeinflusst lediglich den Preis für die Kreditvergabe.
Der ausschlaggebende Faktor des Kreditwachstums läuft darüber hinaus, ob die
Banken je nach Risikoneigung Kredit vergeben wollen oder nicht. Geschäftsbanken
schaffen Geld durch die Vergabe von Krediten.
Fazit: Männer fühlen sich
in ihrer Männlichkeit bestätigt, wenn sie mit einem Wutanfall ordentlich Dampf
ablassen. Die Hedgies schütten seit einer geraumen Zeit nur Adrenalin aus
anstatt Erträge. Wer chronisch rot sieht, lebt mit einem erhöhten Risiko, eines
Tages völlig zusammenzubrechen. Leidtragende sind Investoren und die
Öffentlichkeit (Steuerzahler).
Don‘t fight the Fed! Lies
Makro-Ökonomie Text-Buch.
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