Dienstag, 7. Mai 2013

Sieben Mythen über Keynesian Economics


Harvard Wirtschaftsprofessor Niall Ferguson hat sich für seine infame Aussage, dass John Maynard Keynes wegen seiner sexuellen Orientierung in Bezug auf langfristige wirtschaftliche Fragen gleichgültig gewesen sei, inzwischen entschuldigt.

Unabhängig davon wird im Allgemeinen unterstellt, dass keynesianische Ökonomen sich um langfristige Probleme nicht kümmern, wenn die Wirtschaft kurzfristig in Schwierigkeiten steckt. Die Behauptung, dass Keynesianer im Hinblick auf die Zukunft gleichgültig sind, ist einer der vielen Mythen über Keynesianismus. Mark Thoma befasst sich in einem lesenswerten Artikel („Seven Myths about Keynesian Economics“) in The Fiscal Times.

Mythos 1: Keynesianer kümmern sich nicht genug um langfristige wirtschaftliche Probleme: Konservative Gegner des Keynesianismus kümmern sich nicht genug um kurzfristige wirtschaftliche Probleme, insbesondere um die Arbeitslosigkeit, welche langfristige Schäden auslösen kann, erklärt Thoma. Anhaltende Rezessionen führen dazu, dass Menschen dauerhaft aus dem Erwerbsleben fallen, was das langfristige Wirtschaftswachstum beeinträchtigt.

Mythos 2:Keynesianer kümmern sich nicht um das Wirtschaftswachstum: Keynesianer verstehen den Wert des Wirtschaftswachstums. Aber sie wollen, dass Unternehmen Externalitäten (wie z.B. CO2 Emission) Rechnung tragen. Das Wachstum ist entscheidend für das Einkommen. Keynesianer kümmern sich darum, dass das Wachstum gleich verteilt wird.

Mythos 3: Keynesianer befürworten Big Government: Das ist wahrscheinlich die grösste und die häufigste Verwirrung in Sachen Keynesianismus. Die Konjunkturpolitik à la Keynes beinhaltet Erhöhung der Staatsausgaben oder Steuersenkungen, um die Wirtschaft in Rezession anzukurbeln. Und es gilt, die Politik dann umzukehren, wenn die Wirtschaft sich erholt. Währenddessen bleibt die Grössenordnung der öffentlichen Hand unverändert. Es gibt keine Änderung über die Zeit. Wenn die Veränderungen in Bezug auf die Staatsausgaben und die Steuern wirklich nur von vorübergehender Natur sind, dann bleibt die Grösse des Staates am Schluss unverändert, wenn die Wirtschaft sich wieder erholt.

Mythos 4: Keynesianer kümmern sich um Staatsverschuldung nicht: Keynesianer sehen ein, dass Verschuldung unter Umständen problematisch sein kann und wir sie auf lange Sicht anpacken müssen. Das Problem ist die Herstellung eines tradeoff zwischen den Kosten der Verschuldung und den Kosten der Arbeitslosigkeit. In einem schweren Abschwung und wenn die Schulden so hoch sind wie in der Gegenwart, sind die Kosten der Arbeitslosigkeit viel höher als die Kosten von deficit spendig. Wenn die Wirtschaft sich erholt, kehrt sich das tradeoff um, sodass der Defizitabbau die grösseren Vorteile liefert. Zur Zeit ist aber die Arbeitslosigkeit unsere grösste Sorge.

Mythos 5: Keynesianer kümmern sich um die Inflation nicht: Keynesianer kümmern sich in erster Linie um die Beschäftigung und das Einkommen auf einem hohen und stabilien Niveau für die working class Haushalte. In dem Masse, wie die Inflation sich auf diese Ziele auswirkt, ist es für die Keynesianer natürlich von Bedeutung. Keynesianer wenden sich vor diesem Hintergrund gegen die falsche Darstellung von Kosten der Inflation versus Kosten der Arbeitslosigkeit durch die jenigen, die aus ideologischen Gründen staatliche Eingriffe in die Wirtschaft ablehnen.

Mythos 6: Keynesianer glauben an die Geldpolitik nicht: Keynesianer leugnen nicht, dass die Geldpolitik helfen kann. Aber sie sind mit denjenigen, die behaupten, dass die Geldpolitik allein tiefe Rezessionen bekämpfen kann, nicht einverstanden. Es bedarf auch der Fiskalpolitik.

Mythos 7: Keynesianer benutzen veraltete und minderwertige Modelle: Mit dem Ausbruch der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass moderne makroökonomische Modelle gescheitert sind. Viele haben sich dann an alte keynesianische Modell gewandt, als Anleitung, um auf die gegenwärtigen Fragen zu antworten. Wir hatten keine Zeit, zu warten, hält Thoma fest, bis die modernen Wirtschaftsmodelle auf Vordermann gebracht werden. Und das alte keynesianische Modell hat sich im Verlauf der Krise mit seinen Stärken und Schwächen als nützlich erwiesen.

Interessanterweise stützen moderne „New Keynesian“ Modelle die wirtschaftspolitischen Massnahmen, die die älteren Modelle nahelegen. Wären solche Richtlinien von Anfang an aggressiv befolgt worden, wäre die Langzeitarbeitslosigkeit heute nicht so schlimm ausgefallen.

Auch heute besteht noch die Notwendigkeit, mehr zu unternehmen, fasst der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor als Fazit zusammen. Aber die oben beschriebenen Mythen stehen im Wege, auf das Problem Arbeitslosigkeit eine wirksame Antwort zu liefern.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Flassbeck hat auch was dazu:

flassbeck-economics.de/kritiker-in-der-kritik-spon-und-niall-fergueson-uber-keynes/