Der japanische Yen hat sich seit
dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 stark aufgewertet. Da die japanische
Landeswährung als eine gute Absicherung gegen globale Risiken gehandelt wurde,
ist der Wechselkurs von 120 auf 75 gegenüber dem US-Dollar gesunken.
Im vergangenen November hat
jedoch eine Trendwende eingesetzt. Der neue Premierminister Shinzo Abe hat
nämlich erklärt, die seit Jahrzehnten anhaltende Deflationsphase der japanischen Wirtschaft endgültig zu beenden. Kurodo, der
neue Chef der Bank of Japan (BoJ) hat zudem im April eine extrem lockere
Geldpolitik eingeleitet. Die japanische Notenbank will die monatlichen Ankäufe
von Staatsanleihen verdoppeln. Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik wird
fortgesetzt, bis die Inflationsrate auf 2% steigt. Und der Yen hat inzwischen
ein Vierjahrestief gegenüber dem US-Dollar verbucht.
Ist die Abwertung des Yen aber
das eigentliche Ziel von „Abenomics“ oder lediglich ein Nebeneffekt? Für einen US-Dollar ist heute 102,33
Yen fällig. Vor diesem Hintergrund befasst
sich Tim Duy in seinem Blog mit der Frage, ob Abenomics das Exportgeschäft fördert oder die
Nachfrage im Inland ankurbelt?
Der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor vertritt die
Ansicht, dass Abenomics das Augenmerk nach der heimischen Wirtschaft richtet. Die
Abschwächung des Yen hält Duy für „fast eine Nachlese“.
Die Politiker, die in der
Vergangenheit mit Interventionen unmittelbar die Volkswirtschaft unterstützt
hätten, sehen heute ein, dass der Ansatz nicht funktioniert. Heute erkennt
Japan die Notwendigkeit, direkt die Binnenwirtschaft mit voller Kraft zu
hebeln. Duy ist also der Meinung, dass die
Yen-Abwertung ein Nebeneffekt ist, allerdings mit Auswirkungen auf den globalen
Handel.
Die japanischen Exporteure passen
aber die Preise allem Anschein nach nicht an. Duy nimmt jedoch an, dass der
Exportsektor demnächst dazu übergehen werde, die Preise zu senken, um
Marktanteile zu gewinnen. Europa ist im Visier. Japan würde sich laut Duy eher
mit Deutschland als mit China auf einen Wettbewerb einlassen.
Da die Eurozone, wie die heute
veröffentlichten Daten aufzeigen, in der längsten Rezession ihrer Geschichte steckt, ist Europa nun am Zug, zu
reagieren. Die EU dürfte dabei aber nicht Yen kaufen, sondern eher versuchen,
die Wirtschaft direkt anzukurbeln. Wie? Die Antwort lautet: durch eine weitere
Lockerung der Geldpolitik und hoffentlich auch durch eine expansive
Fiskalpolitik, zumal die Austeritätspolitik im Euro-Raum kläglich gescheitert
ist. Daher erwartet Duy von der erfolgreich im Inland orientierten Politik
Japans Zweitrundeneffekte, welche in Europa eine weitere wirtschaftspolitische
Lockerung veranlassen werden. Ein guter Tritt in den Hintern in Europe ist
genau das, was wir gerade jetzt brauchen, schildert Duy weiter. Er betrachtet Japans Politik deswegen nicht als Abwertungswettlauf,
sondern als Auslöser für eine koordinierte globale Lockerung.
Auch Lars Christensen hält es für falsch, die Wettbewerbsfähigkeit (via Yen-Abwertung)
ins Zentrum des Interesses zu stellen. Die Bank of Japan strebt seiner Meinung
nach, das nominale BIP-Wachstum zu fördern, nicht über Abwertung das Exportgeschäft wiederzubeleben. Japan will die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage im Binnenmarkt ankurbeln, um das Wachstum zu stärken.
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