Donnerstag, 16. Mai 2013

Was Abenomics für die Eurozone bedeutet


Der japanische Yen hat sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 stark aufgewertet. Da die japanische Landeswährung als eine gute Absicherung gegen globale Risiken gehandelt wurde, ist der Wechselkurs von 120 auf 75 gegenüber dem US-Dollar gesunken.

Im vergangenen November hat jedoch eine Trendwende eingesetzt. Der neue Premierminister Shinzo Abe hat nämlich erklärt, die seit Jahrzehnten anhaltende Deflationsphase der japanischen Wirtschaft endgültig zu beenden. Kurodo, der neue Chef der Bank of Japan (BoJ) hat zudem im April eine extrem lockere Geldpolitik eingeleitet. Die japanische Notenbank will die monatlichen Ankäufe von Staatsanleihen verdoppeln. Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik wird fortgesetzt, bis die Inflationsrate auf 2% steigt. Und der Yen hat inzwischen ein Vierjahrestief gegenüber dem US-Dollar verbucht.

Ist die Abwertung des Yen aber das eigentliche Ziel von „Abenomics“ oder lediglich ein Nebeneffekt? Für einen US-Dollar ist heute 102,33 Yen fällig. Vor diesem Hintergrund befasst sich Tim Duy in seinem Blog mit der Frage, ob Abenomics das Exportgeschäft fördert oder die Nachfrage im Inland ankurbelt?

Der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor vertritt die Ansicht, dass Abenomics das Augenmerk nach der heimischen Wirtschaft richtet. Die Abschwächung des Yen hält Duy für „fast eine Nachlese“.

Die Politiker, die in der Vergangenheit mit Interventionen unmittelbar die Volkswirtschaft unterstützt hätten, sehen heute ein, dass der Ansatz nicht funktioniert. Heute erkennt Japan die Notwendigkeit, direkt die Binnenwirtschaft mit voller Kraft zu hebeln. Duy ist also der Meinung, dass die Yen-Abwertung ein Nebeneffekt ist, allerdings mit Auswirkungen auf den globalen Handel.
Die japanischen Exporteure passen aber die Preise allem Anschein nach nicht an. Duy nimmt jedoch an, dass der Exportsektor demnächst dazu übergehen werde, die Preise zu senken, um Marktanteile zu gewinnen. Europa ist im Visier. Japan würde sich laut Duy eher mit Deutschland als mit China auf einen Wettbewerb einlassen.

Da die Eurozone, wie die heute veröffentlichten Daten aufzeigen, in der längsten Rezession ihrer Geschichte steckt, ist Europa nun am Zug, zu reagieren. Die EU dürfte dabei aber nicht Yen kaufen, sondern eher versuchen, die Wirtschaft direkt anzukurbeln. Wie? Die Antwort lautet: durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik und hoffentlich auch durch eine expansive Fiskalpolitik, zumal die Austeritätspolitik im Euro-Raum kläglich gescheitert ist. Daher erwartet Duy von der erfolgreich im Inland orientierten Politik Japans Zweitrundeneffekte, welche in Europa eine weitere wirtschaftspolitische Lockerung veranlassen werden. Ein guter Tritt in den Hintern in Europe ist genau das, was wir gerade jetzt brauchen, schildert Duy weiter. Er betrachtet  Japans Politik deswegen nicht als Abwertungswettlauf, sondern als Auslöser für eine koordinierte globale Lockerung.

Auch Lars Christensen hält es für falsch, die Wettbewerbsfähigkeit (via Yen-Abwertung) ins Zentrum des Interesses zu stellen. Die Bank of Japan strebt seiner Meinung nach, das nominale BIP-Wachstum zu fördern, nicht über Abwertung das Exportgeschäft  wiederzubeleben. Japan will die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im Binnenmarkt ankurbeln, um das Wachstum zu stärken.

Keine Kommentare: