James Kwak fasst in seinem Blog einen lesenswerten Artikel („Nietzsche’s Marginal Children: On Friedrich Hayek“) von Corey Robin über die europäische Kultur des neunzehnten Jahrhunderts in einer einfachen Form zusammen, von Nietzsche bis die wirtschaftliche Philosophie von Friedrich Hayek.
Für Nietsche und die andere
kulturelle Elitisten des späten 19. Jahrhunderts in Europa waren sowohl der
Aufstieg des Bürgertums als auch des Gespenst der Arbeiterklasse schlechte
Dinge, die erstere wegen ihres geistlosen Materialismus, und die letztere wegen
ihrer egalitären Ideale. Ein Satz von Nietzsches Nachfahren, worauf sich Robin
in seinem Artikel konzentriert, ist die Österreichische Schule (Austrian school of economics), angeführt
von Friedrich Hayek.
Leute mögen denken, dass die
Austrians Verfechter der Freiheit sind, sowohl in Sachen Volkswirtschaft (freie
Wahl an den freien Märkten, unter bestimmten Annahmen, maximiert den gesellschaftlichen Wohlstand)
als auch was die moralischen Eigenschaften betrifft.
Robin verbindet Hayeks Verfassung
der Freiheit mit Nietzsches Konzept der Freiheit. Letzlich hat Hayek sich aus
elitären Gründen um die Freiheit gekümmert: Freiheit ist kein Selbstzweck,
sondern ein Zustand, welcher Auserwählten erlaubt, die Welt zu einem besseren
Ort zu machen. Und diese Auserwählten sind wahrscheinlich die reichen. Denn nur
sie vefügen über die erforderliche Zeit und die Freiheit von materiellen
Sorgen.
Die Idee wurde offensichtlich von
Ayn Rand in ihrem Roman aufgegriffen. Und die Idee ist auch in die moderne
konservative Anbetung der Superreichen durchgesickert. Die Phrase lautet heute
die Schöpfer von Arbeitsplätzen (job
creators), was immer das bedeuten mag. Aber es hat die gleichen
moralisierenden Untertöne von Nietzsche und Hayek: eine Klasse von Menschen,
die besser sind als Rest von uns, auf die wir für unsere Erlösung und Wohlstand
angewiesen sind, und die wir nicht in Frage stellen dürfen oder durch die Regulierung
oder höhere Steuern einschränken sollen. Im Jargon heisst es „den Erfolg nicht
bestrafen“.
Kwak bemerkt, dass er bisher dachte, dass die meisten Amerikaner gegen die Interessen ihrer Klassen stimmen, weil sie denken, eines Tages in die Oberschicht zu kommen. Aber heute, fünf Jahre nach der Finanzkrise, wo das Median-Einkommen unter dem Niveau vor 15 Jahren steht und soziale Mobilität auf dem Dritte-Welt-Niveau liegt, kann sich der Privatdozent an der University of Connecticut (School of Law) nicht mehr vorstellen, dass viele Menschen wirklich davon ausgehen, dass sie in Zukunft enorme Reichtümer anhäufen würden. Eine alternative Überlegung ist, dass viele Amerikaner einfach denken, dass die Reichen besser sind als sie selbst und es falsch ist, die besseren Menschen zu hinterfragen.
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