Mittwoch, 15. Mai 2013

Konjunkturelle und strukturelle Schocks erfordern unterschiedliche Reaktionen

Jeroen Dijsselbloem vertritt in einem Interview mit CNBC die Meinung, dass Fiskal- und Geldpolitik keine Rolle spielen können, die Euro-Krise anzupacken. Zunächst müssen Strukturreformen her, so der Präsident der Euro-Gruppe.

Antonio Fatas bemerkt in seinem Blog in einer Stellungnahme dazu, dass die Euro-Gruppe allem Anschein nach langfristige Lösungen vorziehe, anstatt zu versuchen, kurzfristig eine Abhilfe zu schaffen.

Es gibt heute noch eine grosse Verwirrung über langfristige Probleme versus zyklische Probleme, unterstreicht der an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor. Die grundlegende Idee ist, als ob es keinen inhärenten Unterschied über die Dynamik der Wirtschaft im Hinblick auf die kurze und lange Sicht geben würde. Es ist im Grunde genommen ein Teil der nie enden wollenden akademische Debatte , wobei das Ganze für die politischen Entscheidungsträger nichts anders als eine ökonomische Weltanschauung bedeutet.

Wir haben aber hier mit zwei separaten Problemen zu tun, weshalb wir zwei andere Ansätze mit Instrumenten oder Lösungen benötigen, argumentiert Fatas. Es mag sein, dass eine verschwenderische Wirtschaftspolitik (öffentlich und privat) die Ursache der Great Recession ist.

Trifft es zu, bedarf es künftiger Anpassungen im Hinblick auf die Ausgaben und den Schuldenabbau. Wenn die Krise aber ausbricht, dann haben wir mit einem zweiten Problem zu tun, fährt Fatas fort: eine Rezession, die Arbeitslosigkeit auslöst. Das ist ein zyklisches Phänomen und die makroökonomischen Lehrbücher beschreiben es gut, was zu tun ist: Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik.

Wir beschäftigen uns hier mit zwei separaten Phänomenen, die nur zusammenhängen, weil das eine möglicherweise zum anderen geführt hat. Aber die Dynamik, die jedem davon zuzuordnen ist, ist sehr unterschiedlich, sodass die Lösung, daraus zu kommen, in einigen Fällen unterschiedliche Ansätze erfordert.

Die Lehrbücher der Makroökonomie sagen, dass, was kurzfristig funktioniert, langfristig möglicherweise nicht funktioniert. Auf lange Sicht wird beispielsweise die Bedeutung des Sparens im Hinblick auf Investitionen und Wachstum betont, erläutert Fatas. Aber auf kurze Sicht müssen die Ausgaben erhöht werden, um die Schwankungen der Konjunktur anzugehen. Übermässige Staatsausgaben können das Wachstum auf lange Sicht beeinträchtigen. Aber es sind die Ausgaben und die Nachfrage, die das Wachstum auf kurze Sicht ankurbeln, hält Fatas als Fazit fest.

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