Die EZB hat
diese Woche die Zinsen gesenkt. Bemerkenswert
ist, dass EZB-Präsident Mario Draghi in der anschliessenden Pressekonferenz eingeräumt hat,
dass die Haushaltskonsolidierung kontraktiv ist:
„fiscal
consolidation is contractionary in the short and medium term“.
Draghi hat aber
im gleichen Atemzug behauptet, dass sie weniger kontraktiv wäre, wenn sie in
Form von Staatsausgabenkürzungen erfolgen würde, statt in Form von
Steuererhöhungen.
Was ist von
dieser Aussage zu halten?
Die Idee ist
auf das Papier von Alesina-Ardagna (A/A) zurückzuführen,
interpretiert Paul Krugman in seinem Blog.
Auch eine IWF-Studie kommt zum Schluss, dass die Austerität sich, wenn sie
richtig gemessen werde, als kontraktiv erweise, nicht expansiv. Warum? Weil die
Zentralbank durch Zinssenkung die negativen Auswirkungen von Ausgabenkürzungen
eher ausgleichen kann als die von Steuererhöhungen. Draghi vertritt daher die
Meinung, dass er Ausgabenkürzungen Steuererhöhungen vorziehe.
Die EZB kann
aber die Zinsen nicht weiter senken, weil die Zinsen bereits nahe Null liegen. Es
ist heute deswegen irrelevant, dass die negativen Auswirkungen der
Staatsausgabenkürzungen in der Vergangenheit durch Zinssenkungen hätten
ausgeglichen werden können.
Fazit:
Was Draghi heute sagt, ist vor diesem Hintergrund Augenwischerei, weil es keinen Grund gibt, daran zu
glauben, weil heute andere Bedingungen vorherrschen.
PS:
Es gibt zwei wissenschaftliche
Papiere, auf die sich die Verfechter der Austeritätspolitik (austerity doctrin) berufen, um ihre
Ansicht davon zu unterstreichen, dass Ausgabenkürzungen in einer Depression
Arbeitsplätze schaffen. Das heisst, dass es expansionary
austerity gibt: Die Forschungsarbeit von Reinhart-Rogoff (R/R) und die von Alesina-Ardagna (A/A). Während R/R inzwischen abgestürzt ist, scheint A/A irgendwie davon
geschlichen zu sein.
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