Vor rund einer Woche wurde Apple bei einer Anhörung vor dem US-Senat aktive Steuerhinterziehung vorgeworfen. Apple zahlt allem Anschein nach zum Teil gar keine Steuern. Tim Cook, der Konzern-Chef hat in Washington deshalb erklärt, warum Apple das meiste Geld im Ausland hält.
Joseph Stiglitz nimmt in einem lesenswerten Artikel („Globalisation isn’t just about profits. It’s about taxes too“) in The Guardian dazu Stellung.
Apple hat wie Google davon enorm profitiert, was die
US- und andere westliche Regierungen bereitstellen: hervorragend ausgebildete
Arbeitskräfte in den Universitäten, die vom Staat direkt und indirekt gefördert
werden, durch grosszügige karitative steuerlich abzugsfähige Beträge, erläutert
der an der Columbia University
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die Grundlagenforschung, worauf die
Produkte von Unternehmen beruhen, wurden von Steuerzahler unterstützten
Entwicklungen finanziert: Internet. Ohne Internet könnten sie nicht existieren.
Das Wohlergehen der Unternehmen hängt zum Teil von unserem Rechtssystem ab, einschliesslich
der Durchsetzung der Rechte für das geistige Eigentum, hebt Stiglitz hervor: Die
Unternehmen haben von den Regierungen bekommen, was sie wollten, um die Länder
rund um die Welt zu zwingen, unsere Standards zu akzeptieren, in einigen Fällen
auf Kosten von Leben und Entwicklungen in diesen Schwellen- und
Entwicklungsländern, legt der ehemalige Wirtschaftsberater von Präsident
Clinton dar.
Ja, sie haben geniale und organisatorische
Fähigkeiten mitgebracht, wofür sie zu Recht Lob erhalten. Während aber Newton
mindestens bescheiden genug war, zu beachten, dass er auf den Schultern von
Riesen stand, haben diese Titanen der Industrie keine Gewissensbisse darüber, Trittbrettfahrer
zu sein. Und sie nehmen die Vorteile des Systems grosszügig in Anspruch, ohne
entsprechend dazu beizutragen.
Ohne öffentliche Unterstützung
würde die Quelle, woraus zukünftige Innovationen und Wachstum kommen,
austrocknen, um nicht zu sagen, was mit der zunehmend gespaltener Gesellschaft passieren
würde.
Es wäre laut Stiglitz zu einfach, zu sagen, dass
Apple und Google das gegenwärtige System ausnutzen. Das System ist nicht
einfach so ins Leben gerufen worden. Es wurde von Anfang an von Lobbyisten der
grossen multinationalen Unternehmen so geprägt. Konzerne wie General Electric haben Lobbyarbeit für
Bestimmungen erbracht, welche sie in die Lage versetzen, sogar noch mehr
Steuern zu vermeiden.
Sie setzten sich dafür ein und
bekamen Amnestie-Bestimmungen, die ihnen erlauben, ihr Geld zu einem niedrigen
Sonderpreis in die USA zurückzubringen, mit dem Versprechen, das Geld im Land zu
investieren. Und sie haben herausgefunden, wie sie dem Buchstaben des Gesetzes entsprechen
können, ohne dem Geist und der Absicht dessen zu folgen. Wenn Apple und Google
für die Chancen der Globalisierung stehen, wurden sie durch ihre Haltung in
Sachen Steuerumgehung zum Symbol dafür, was mit diesem System schief geht und schief
gehen kann.
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