Washington ist über die Wall Street verärgert. Die sog. KMU erhalten kaum Kredite. Präsident Obama beklagte sich am Wochenende über lernresistente Bonzen an der Wall Street. Dennoch stimmten am Freitag alle Republikaner und 27 Demokraten im Repräsantenhaus gegen eine recht bescheidene Bemühung, die Exzesse an der Wall Street zu bändigen. Mit der Überschrift „Katastrophen und Verweigerung“ bringt Paul Krugman in seiner Montagskolumne in NYT sein Erstaunen zum Ausdruck, warum einflussreiche Menschen ihre Meinung nicht ändern, wenn die Ereignisse ihre Überzeugung völlig widerlegen. Es geht um die Lehren aus der Finanzgeschichte. Die US-Wirtschaft ist aus der Grossen Depression mit einer strengeren Regulierung des Bankensystems hervorgegangen. Die Regulierung war wirksam, schreibt Krugman. Die USA blieben nach dem II. Weltkrieg fast vier Jahrzehnte lang von grösseren Krisen verschont.
„Kaum sind die Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise abgeklungen, begannen die Banker, sich wegen der Regulierung, mit der sie konfrontiert waren, wieder zu ärgern. Und die Politik, die zunehmend unter dem Einfluss der Ideologie des freien Marktes stand, zeigte zunehmend Bereitschaft, den Banken zu geben, was sie wollten“, erklärt Krugman. Die erste Welle der Deregulierung rollte unter Ronald Reagan und sie führte rasch zu einem Desaster, und zwar in Form von „Savings-and-loan-Krise“ in den 1980er Jahren, erinnert Krugman. Der Steuerzahler hat in Höhe von 2% des BIP in die Tasche greifen müssen, etwa so viel rund 300 Mrd. $ nach dem heutigen Wert. Die Befürworter der Deregulierung waren aber unerschrocken, hebt Krugman hervor. In den zehn Jahren im Vorfeld der aktuellen Krise hatten die Politiker der beiden Parteien die Vorstellung, dass die Regulierung, die im Zuge der New-Deal-Ära erfolgte, nichts anderes als sinnlose Bürokratie war. Die Banken reagierten mit einer dramatischen Lockerung der Kreditvergabe-Standards. Das Resultat war ein Kredit-Boom und eine monströse Blase am Immobilienmarkt. Es bleibt zu hoffen, dass die Politiker aus der Geschichte der jüngsten Finanzkrise lernen. Ansonsten ist eine Wiederholung der Krise unumgänglich. Das hängt aber insbesondere von den „gemässigten“ Demokraten ab, bemerkt Krugman schlussfolgernd, die hinter der Finanzreform stehen sollten.
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