Die Frage, die zum Jahresende viel Anlass für wirtschaftspolitische Diskussionen gibt, ist, ob man nun abwarten soll, bis die Konjunkturerholung sich bestätigt. Es gibt nämlich eine Menge Verwirrung über den Zeitpunkt der Auswirkungen der Konjunkturprogramme. Die US-Regierung hat bekanntlich Konjunkturmassnahmen (ARRA: American Recovery and Reinvestment Act, 2009) in Höhe von 787 Mrd. $ (ca. 7% des BIP) beschlossen, um die Produktion und die Beschäftigung anzukurbeln. Paul Krugman unternimmt in seinem Blog in NYT den Versuch, anhand eines einfachen Zahlenbeispiels darzulegen, wie die Erhöhung der Staatsausgaben die Konjunktur stimuliert. Er stützt seine Berechnung auf drei Kriterien. (a) „Rate“: Die Summe der Ausgaben pro Quartal. (b) „Change“: Veränderung der Ausgaben gegenüber dem Vorquartal. (c) „Cumulative“: Die Gesamtausgaben bis heute. Dann stellt Krugman drei Fragen:
(1) Um wieviel Prozent würde das BIP in diesem Quartal ohne Stimulus höher liegen? Das hängt von der Rate ab, d.h. von der Menge an Waren und Dienstleistungen, welche vom Staat gekauft werden. (2) Wie viel schneller würde das BIP in diesem Quartal ohne Stimulus wachsen? Das hängt von der Veränderung ab, d.h. von dem Ausmass, um das der Staat mehr Dinge kauft als im Vorquartal. (3) Wie viel Stimulus-Gelder wurden bisher ausgegeben? Das hängt von der „Cumulativ“ ab, d.h. von dem Gesamtbetrag. Das Kriterium „Rate“ verfolgt einem inversen Verlauf in U-Form, erklärt Krugman. Das heisst, dass der Spitzeneffekt auf das BIP-Niveau auf dem Gipfel der Kurve erreicht wird. Der Spitzeneffekt auf das BIP-Wachstum hingegen kommt erst später, bevor die Kurve also flacher wird. Die Staatsausgaben werden demnach ihren Spitzenwert im II. Quartal 2010 erreichen. Aber der Spitzeneffekt auf das BIP-Wachstum erfolgte bereits im III. Quartal 2009. Das liegt also hinter uns. Wenn die Ausgaben zu Ende gehen, wird sich der Effekt auf das BIP-Wachstum ins Negative drehen, hält Krugman fest. Zur Veranschaulichung seiner Besorgnisse über die lauter werdenden Stimmen, die nach einem Schluss des Konjunkturprogramms fordern, verweist Krugman auf eine Abbildung in Econbrowser via Menzie Chinn. Prof. Chinn befasst sich auch mit den Auswirkungen des Konjunkturprogramms auf das BIP. „Selbst wenn der Stimulus (Antrieb durch das Fiskalpaket) vom Wachstum substrahiert wird, beginnend in der zweiten Jahreshälfte von 2010, liegt das BIP-Niveau höher als das, was der Fall ohne Stimulus wäre. Kritiker, die das Fiskalpaket ablehnen, sollten diesen Aspekt berücksichtigen“, schlussfolgert Chinn.
Fazit: Die Stimulusprogramme reichen nicht. Eine zweite Runde von Konjunkturpaketen ist nötig, um der Gefahr eines erneuten Verfalls in Rezession entgegenzuwirken.
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