Dienstag, 8. Dezember 2009

Griechenland: Bonitätsherabstufung

Die eine Ratingagentur S&P hat Griechenland kürzlich auf „Watch List“ gesetzt. Die andere Ratingagentur Fitch hat heute die Kreditwürdigkeit Griechenlands von „A-„ auf „BBB+“ herabgestuft. Grund: Die besorgnisserregende Entwicklung der Staatsfinanzen. Der Ausblick für das Land sei negativ, teilte die Ratingagentur mit. Das Haushaltsdefizit Griechenlands beträgt rund 12,7% des BIP. Die Staatsschulden dürften laut Fitch auf 130% des BIP ansteigen. Der Rendite-Spread zwischen den griechischen und deutschen Staatsanleihen in Euro erhöhte sich heute auf 230 Basispunkte. Die CDS-Prämien kletterten wieder auf 210 Basispunkte. Aber auch der Euro geriet gegenüber dem US-Dollar unter Druck. Nach dem Zahlungsmoratorium Dubais geht nun im Markt die Angst vor einem Staatsbankrott um. An den globalen Aktienmärkten kam es daher zu drastischen Kursabschlägen. Die Ratingsherabstufung erschwert andererseits die Refinanzierung der griechischen Banken. Die Kreditkosten steigen. Die Regierung ist zwar nach eigenen Angaben um Haushaltskonsolidierung bemüht. Die Hellenen brauchen aber einen Schuldenplan. Das Land ist jedoch in erster Linie als ein prominentes Opfer der sog. globalen Ungleichgewichte im Handel zu sehen.

Vicious Circle

Länder mit einem signifikanten Überschuss im Export tragen massgeblich die Verantwortung für die globalen Ungleichgewichte. Insbesondere China, Japan und Deutschland, um einige Beispiele zu nennen. All diese Länder weisen erhebliche Leistungsbilanzüberschüsse auf. Das heisst, sie exportieren wesentlich mehr Güter als sie importieren. Das Wirtschaftsmodell ist einseitig nach Export ausgerichtet. Der Binnenmarkt hingegen wird um des Standortwettbewerbs willen vernächlässigt. Die Löhne stagnieren und die Lohnquote sinkt seit mehreren Jahren, am auffälligsten in Deutschland. Länder wie Griechenland oder Portugal (Ausblick: negativ) verlieren vor diesem Hintergrund an Wettbewerbsfähigkeit. Sie kaufen Güter auf Pump. Folglich steigt die Schuldenlast im Verlauf der Jahre. Im Übrigen zeigt Heiner Flassbeck diesen Zusammenhang in seinem hervorragenden Buch „ Gescheitert“ überzeugend auf. Da die EZB die Geldpolitik nur zur Inflationsbekämpfung einsetzt, leidet das Wirtschaftswachstum im Euroland insgesamt.

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