Die amerikanische Zinsstrukturkurve wird steiler. Die Renditedifferenz (Spread) zwischen den 10-jährigen und den 30-jährigen Staatsanleihen weitete sich diese Woche bis auf 288 Basispunkte aus. Das ist der höchste Wert seit Jahrzehnten. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die monetären und fiskalpolitischen Impulse. Theoretisch deutet die derzeitige Neigung der Renditekurve darauf hin, dass die Anzeichen einer Erholung der globalen Konjunktur sich verstärken, was in der Tat z.Z. der Fall ist. In diesem Marktumfeld ist jedoch die Gefahr gross, dass die Analyse der Renditekurve zu falschen Schlüssen verleiten kann. Da die Kapazitätsauslastung in der Industrie schwach bleibt, die Situation am Arbeitsmarkt tragisch ist und die Unsicherheiten anhalten, hat der steilere Verlauf der Zinskurve gegenwärtig mit zunehmenden Inflationserwartungen nichts zu tun.
Adjusted Monetary Base, Graph: Fed St. Louis
Was inflationär ist, ist das anhaltende Geschwätz von Inflationsgefahr. Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik, die eingeführt wurde, um eine wachsende Nachfrage zu befriedigen, erfolgt über den Zinskanal. Die Risikoprämien am Interbankenmarkt bilden sich daher kontinuierlich zurück. Die realen Zinssätze fallen. Investoren schichten vom langen Ende der Renditekurve auf das kurze Ende um. Warum? Weil die Fed angekündigt hat, dass die Leitzinsen noch eine lange Zeit unverändert verlaufen werden. Die Öffentlichkeit zieht also angesichts der verbleibenden Unsicherheiten Liquidität vor. Der Geldschöpfungsmechanismus funktioniert nicht. Wichtig ist daher eine mengenmässige Analyse, die u.a. zeigt, dass die Notenbankgeldmenge gegegenüber dem Höchststand am Ende des ersten Quartals 2009 weiter sinkt. Eine rasche Korrektur der expansiven Geldpolitik ist deshalb derzeit nicht angezeigt.
Consumer Credit, Graph: Fed St. Louis
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