Alle Mitglieder des britischen Oberhauses müssen vom nächsten Jahr an, wenn sie ihren Eid auf die Königin leisten, eine schriftliche Erklärung unterzeichnen, in der sie sich zu Ehrlichkeit und Integrität verpflichten. Das schreibt Robert Skidelsky in einem lesenswerten Essay („In Regulation We Trust?") in Project Syndicate. Er ist selbst ein Mitglied des britischen Oberhauses. Der Auslöser war ein Skandal über Spesenabrechnungen der Abgeordneten: „Ein Symptom einer Gesellschaft, in der Geld anstelle der Ehre getreten ist“, hält Skidelsky fest. „In einer vom Geld besessenen Gesellschaft besteht die einzige Möglichkeit, dieser Neigung entgegenzuwirken, darin, externe Sanktionen durchzusetzen“, bemerkt Skidelsky. Das heisst, dass die Leute reglementiert werden müssen, damit sie sich gut benehmen. „Der Markt hat sich in heimtückischer Weise in viele gesellschaftliche Sphären eingeschlichen, die traditionell durch marktfremde Normen geregelt wurden“, bemerkt der emeritierte Professor für politische Ökonomie. „Die Marktlogik der freien Entscheidung des Individuum ist laut Skidelsky geschäftig dabei, die soziale Logik vom Gemenwesen zu zerstören. Wie wahr!
Ähnlich argumentiert Roger de Weck, Schweizer Publizist: „Ist der Markt die Moral, dürfen Marktteilnehmer auch mal unmoralisch handeln. Das Gesetzt lässt vieles zu, was der Anstand verbietet“. „Das Streben nach marktwirtschaftlicher Effizienz hat zudem zu einer fruchterregenden Zunahme der Komplexität geführt. Die Systeme, mittels derer heute die meisten Dienstleistungen erbracht werden, sind für ihre Nutzer völlig undurchschaubar“, erklärt Skidelsky. Komplexität ist der Feind der Transparenz. Kein Wunder, dass die Finanzprodukte immer kompliziert werden. Wie die gegenwärtige Finanzkrise entlarvt hat, steht für die meisten Banken das kurzfristige Gewinnstreben im Vordergrund, um nicht zu sagen: Abzocke.
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