Dienstag, 28. Oktober 2014

Money Manager Kapitalismus und gesellschaftliche Konsequenzen

Die wachsende Dominanz des Finanzsektors in der allgemeinen Wirtschaft war eine der Fragen, die im Sog der Finanzkrise von 2008 nach und nach in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerückt ist.

Dass die einfachen Menschen sich Sorgen machen, ist verständlich. Denn es liegt auf der Hand, dass die ökonomische und politische Macht der neuen Finanzoligarchie sowohl für die wirtschaftliche Prosperität als auch für die Demokratie unvorteilhaft ist.

Das Thema wurde zurecht auch von Simon Johnson und James Kwak mit dem Stichwort „Financialization“ (Finanzialisierung) in ihrem vor rund vier Jahren gemeinsam verfassten lesenswerten Buch „13 Bankers“ angesprochen.

Das INET (Institute for New Economic Thinking) meint nun dazu, dass das Finanzsystem sich mittlerweile in die moderne Wirtschaft transformiert hat.

Die herrschenden Akteure auf den Finanzmärkten sind heute die kaum regulierten Schatten-Banken (shadow banks) wie z.B. Pensionsfonds, Hedgefonds, Staatsfonds (sovereign wealth funds) und Universitätsstiftungen. Kurzum werden sie als „managed money“ bezeichnet, die gestützt auf enorme Kapital-Pools auf der Suche nach den höchsten Renditen sind.

Was dabei auffällt, ist, dass im Gegenzug die von financial engineering getriebenen Innovationen das Wachstum der privaten Verschuldung im Verhältnis zum Einkommen immer weiter füttern, was wiederum die Abhängigkeit von der volatilen kurzfristigen Finanzierung und der massiven Verwendung des Fremdkapitaleinsatzes (leverage) erhöht.


Unternehmensgewinne; finanzielle und nicht-finanzielle Sektoren im Vergleich, Graph: James Kwak in HuffPost, June 2010


Was sind die Auswirkungen dieser Finanzialisierung auf die moderne globale Wirtschaft?

Laut Adair Lord Turner, dem ehemaligen Leiter der britischen Behörde für die Finanzmarktaufsicht bedeutet es, dass das Finanzwesen heute  im Tagesgeschäft des Wirtschaftssystems eine zentrale Rolle spielt.

Genauer gesagt werden die privaten nicht-finanziellen-Sektoren der Wirtschaft immer mehr von einem reibungslosen Funktionieren des Finanzsektors abhängig, um eigene Liquidität, Zahlungsfähigkeit und wirtschaftliches Wohlergehen aufrechtzuerhalten. Die privaten Haushalte verschulden sich heute, um z.B. die Bildung, Gesundheit, Wohnwesen, Transport und Freizeit zu finanzieren. Und zur gleichen Zeit werden sie zur Erhaltung des Lebensstandards von Zinsen, Dividenden und Kapitalerträgen abhängiger.

Eine weitere wichtige Folge der finanzialisierten Volkswirtschaften ist, dass sie Typischerweise wiederholt Finanzblasen auslösen und grössere Schuldenüberhänge verursachen, die in Nachwirkungen tendenziell die Ungleichheit in der Gesellschaft verschärfen und das wirtschaftliche Wachstum beeinträchtigen.

Es ist Zeit, den neuen „Money Manager Kapitalismus“ robust anzugehen, so Turner als Fazit. Uns dürften damit mehrere Jahre der wirtschaftlichen Stagnation mit sich verschlechternden Lebensstandards für viele Menschen bevorstehen.

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