Dienstag, 14. Oktober 2014

Die Lehren der QE-Politik für die EZB

Ben Bernanke war der weltweit erste Notenbank-Präsident, der zu unkonventionellen Instrumenten der Geldpolitik gegriffen hat, um die Great Recession von 2008-2009 zu bekämpfen: (1) Quantitative Easing (QE, d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) und (2) Forward Guidance.

Bei der QE-Politik handelt es sich um einen gross-angelegten Kauf von langfristigen Wertpapieren. Mit Forward Guidance wird die Verpflichtung der Notenbank bezeichnet, die kurzfristigen Zinssätze über einen bestimmten Zeitraum niedrig zu halten.

Das primäre Ziel der unkonventionellen Geldpolitik ist, durch die Senkung der langfristigen Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln. Das beste Instrument bei Nominalzinsen nahe null (zero lower bound) wäre natürlich expansive Fiskalpolitik, was jedoch aus bornierten Gründen von der Politik nicht in Erwägung gezogen wurde.

Inwiefern verspricht aber QE-Politik Erfolg? Das Problem mit QE ist, dass sie in der Praxis funktioniert, aber nicht in der Theorie. Das sagte Bernanke kurz vor dem Ende seiner Amtszeit bei der US-Notenbank auf die Frage der Journalisten.

Es gibt heute zahlreiche akademische Studien, die auf die Auswirkungen der Rendite der Anleihen auf die Wirtschaft hindeuten. Die erste Runde der QE-Politik hat geholfen, eine schwere Depression zu vermeiden.




Bilanzsumme der US-Notenbank, Graph: FT

Die Bilanzsumme der Fed ist im Rahmen der QE-Politik von rund 1‘000 Mrd. USD auf 4‘500 Mrd. USD angestiegen

Dennoch gibt es viele Fragen, wie genau die QE-Politik funktioniert hat. Schliesslich notieren die Zinsen seit beinahe sechs Jahren nahe null Prozent und die Erholung der Wirtschaft erfolgt schleppend, während die Arbeitslosigkeit trotz jüngsten positiven Daten auf hohem Niveau verharrt.

Theoretisch bedeutet QE nicht anders als Austausch einer Art von Staatsschuld (Geld) für eine andere Art der Verbindlichkeiten des Staates (in Form von langfristigen Staatsanleihen). Für den Unterschied kommt es auf die Präferenz von Investoren an.

Den tatsächlichen Beitrag des Anleihekaufprogramms der Fed sieht Charles Evans als Kommunikationselement. Was der Chicago Fed-Präsident unterstreicht, ist das Vertrauen in der Öffentlichkeit und den Märkten, das durch die QE-Politik gebildet wurde. Das heisst QE als „Signaleinrichtung“, dass die Fed sich des schwachen Gangs der Wirtschaft bewusst ist und alles unternimmt, um die Konjunktur wieder zu beleben.

Das ist sicherlich eine wichtige Lehre für die EZB, wo Mario Draghi zur Zeit Überlegungen anstellt, ob sie QE einsetzen soll oder nicht, während die Fed sich sechs Jahre nach der Umsetzung der QE-Politik anschickt, das Programm zu Ende zu bringen.




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