Sonntag, 12. Oktober 2014

Lohnkürzungen in Depression

John Podesta, Berater des Präsidenten Obama in WaPo schreibt, dass Erhöhung des Mindestlohnes sofort 28 Millionen US-Arbeitnehmern zu Gute kommen würde, ohne das Haushaltsdefizit um einen Cent zu steigern, da die Arbeitnehmer mit Niedriglohn das Geld, das sie verdienen, eher ausgeben und Unternehmen sowie lokale Wirtschaft davon profitieren würden.

Reza Moghadam, ehemaliger IWF-Direktor für europäische Angelegenheiten behauptet in einem wunderlichen Artikel („How to break Europe’s economic taboos without shattering its union”) in FT, dass Löhne und Arbeitskosten einfach zu hoch seien, auch nach den Massstäben der reichen Länder, geschweige denn der Konkurrenz in den Schwellenländern.

Wäre die externe Wettbewerbsfähigkeit die Hauptsorge im Euro-Raum, wäre Euro-Abwertung die Antwort, doch nicht Lohnkürzungen.

Es gilt als fast sicher, dass Lohnkürzungen der Löhne in einer Liquiditätsfalle die Rezession vertiefen. Wie kann man das nicht einsehen, unterstreicht Paul Krugman in seinem Blog.

Dass ein allgemeiner Rückgang der Löhne und Preise die Kreditnehmer real verarmt und die Kreditgeber bereichert, und damit die Situation verschlimmert, liegt angesichts der jüngsten Entwicklungen im Euro-Raum auf der Hand.

Weil die Schuldner (Südeuropa) die Ausgaben kürzen (deleveraging) und die Gläubiger (Deutschland) die Ausgaben nicht erhöhen (keine Investitionen in Infrastruktur, Bildung usw.), vertieft sich die Depression.

Lohnkürzungen in einer von einem hohen Schuldenüberhang gekennzeichneten Volkswirtschaft bedeutet nicht nur Umverteilung des Einkommens von den Arbeitnehmern zu den wohlhabenden Menschen, sondern auch ein schlechterer Gang für die gesamte Wirtschaft, was Gautie Eggerstsson in einer seiner lesenswerten Studien als „paradox of flexibility“ bezeichnet.






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