Mittwoch, 15. Oktober 2014

Makroökonomie und Finanzkrise

Die Erfahrung der vergangenen sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise legt nahe, dass diejenigen Ökonomen, die versuchten, das Geschehen anhand eines einfachen IS-LM-Modells zu erklären, völlig richtig liegen.

Die Anhänger der herrschenden Lehre („Austrians“) hingegen sagten mit dem Hinweis auf den immensen Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) eine galoppierende Inflation voraus, ohne mit der Wimper zu zucken.

Das Ergebnis war Disinflation, mit latenter Deflationsgefahr.

Die Verfechter der neoklassischen Theorie beharrten weiter darauf, dass die Kreditaufnahme der öffentlichen Hand (deficit spending) zu einem raschen Anstieg der Zinsen führen würde.

Die nominalen Zinssätze liegen heute nahe null (zero lower bound). Und das Haushaltsdefizit fällt in den USA.



Bilanz der Zentralbanken im Verhältnis zum BIP in den USA, der EU und in Japan, Graph: Morgan Stanley

Landet die Wirtschaft auf der Nullzinsgrenze, gelten die herkömmlichen Korrelationen zwischen der Geldmenge und Inflation einerseits und zwischen der Kreditaufnahme und den Zinsen nicht mehr.

Wer die Great Depression gründlich studiert hat, hat eine nachfrageorientierte Konzeption a là Keynes an den Tag gelegt. Wer an der Quantitätstheorie (quantity theory of money) festgehalten hat, wartet heute noch vergebens darauf, dass eine höhere Geldmenge höhere Preise bewirkt, während Millionen von Menschen in Europa unter der Massenarbeitslosigkeit leiden.

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