Freitag, 10. Oktober 2014

Fiskal-Hysterie und triple-dip Rezession im Euro-Raum

„Gemäss der herkömmlichen Wirtschaftslehre erzielt bei Leitzinsen nahe null die Fiskalpolitik die beste Hebelwirkung“.

Das sagte Jean-Pierre Danthine, SNB in einem Referat („Machen Zentralbanken zu viel?“) gestern in Bern.

Toll! Richtig so.

Das ist im Grunde genommen basic macroeconomic Wahrheit. Nichts Neues. Und daran ist nichts zu rütteln.

Die meisten Regierungen sahen jedoch davon ab, Fiskal-Politik einzusetzen. Warum? Aus dogmatischen Gründen. Die Befürworter der Austeritätspolitik sagen immer wieder, dass es für die Behörden schwierig sei, Schulden abzubauen, während die Wirtschaft boomt.

Es wäre zwar schön, zuzuwarten, bis die Zinsen steigen, um das Defizit zu senken. Da es aber wie gesagt aus politischen Gründen nicht geht, wollen wir die Schulden heute kürzen, so lautet die Antwort.

Das ist aber ein Mythos.

Wenn man in einer Liquiditätsfalle Haushaltskonsolidierung anstrebt, entstehen enorme soziale Kosten. Nach einer Schätzung von Eurostat waren im August 2014 in der EU28 insgesamt 24,6 Millionen Männer und Frauen arbeitslos.

Der Euro-Raum steht heute sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise an der Stelle zu triple-dip Rezession.  


Liegen die kurzfristigen (nominalen) Zinssätze nahe null, wird die konventionelle Geldpolitik wirkungslos. Die Anstrengungen der modernen Zentralbanken mit dem Einsatz verschiedener unkonventionellen Massnahmen haben massgeblich dazu beigetragen, die negativen Auswirkungen der schweren Rezession auf die Volkswirtschaft in Grenzen zu halten.

Der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank legt in seinem lesenswerten Vortrag das Krisenmanagement der Zentralbanken mit konventionellen und unkonventionellen Mitteln dar und kommt zum Schluss, dass eine Neuinterpretation des Mandats der Finanzstabilität nötig ist: Zentralbanken sollten sich demnach weniger auf die Krisenbewältigung und mehr auf die Krisenverhütung konzentrieren.

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